Bienenschutzgärten

von Marlies Ortner und Roland Häuser

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Obwohl wir den Bienen den größeren Teil unserer Lebensmittel (mit)verdanken, wird ihrem Wohlergehen bei der städtischen und ländlichen Raumplanung offenbar noch immer oder sogar immer weniger Beachtung geschenkt. Auch dass ein österreichischer Landwirtschaftsminister der Bienen wegen den Hut nehmen musste, hat nichts an der gesellschaftspolitischen Verkennung der Sachlage geändert… Hierzulande bestäuben Bienen bis zu 70% der Blütenpflanzen, weltweit hängt grob ein Drittel der Nahrungsproduktion von der Arbeit der Bienen ab.

Viele Wildbienen-Arten und andere Bestäuber sind seltener geworden oder in ihrem Bestand gefährdet oder sogar schon ausgestorben, sodass auch – regional sehr unterschiedlich – manche Wildpflanzenarten (Kräuter, Stauden und Gehölze) heute auf die Bestäubung durch Honigbienen angewiesen sind! Honigbienen sind also nicht nur direkt für die menschliche Nahrung von Bedeutung, sondern tragen auch zum Erhalt der genetischen Vielfalt in der Kulturlandschaft bei.

Intakte vielfältige Lebensräume sind eine der Voraussetzungen, dass Bienen wieder rund ums Jahr gesunde Nahrung finden, wesensgemäße Bienenhaltung eine weitere.

DER BIENENSCHUTZGARTEN nennt sich ein gemeinnütziger Verein, gegründet 2012 vom biologisch-dynamischen Imker Anton Erlacher und seiner Frau Lena, zum Schutz der Honigbiene. „Seit 30 Millionen Jahren passen sie sich erfolgreich an alle Umweltbedingungen an. Heute sterben die Honigbienen in einem erschreckenden Ausmaß. Die Ursachen liegen auf der Hand: Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume durch die industrielle Landwirtschaft, Vergiftung durch Pestizide, Hochzüchtung und Manipulation und weltweiter Bienenhandel. Wir engagieren uns als gemeinnütziger Verein für einen wirkungsvollen und NACHHALTIGEN BIENENSCHUTZ durch Schaffung BLÜTENREICHER und PESTIZIDFREIER LEBENSRÄUME, in denen die Honigbienen wieder ausreichend Nahrung finden; Förderung einer WESENSGEMÄSSEN BIENENHALTUNG; Aufbau der ersten österreichischen SCHULE FÜR BIODYNAMISCHE UND ÖKOLOGISCHE IMKEREI sowie FORSCHUNG mit dem Ziel, wieder gesunde Bienenvölker zu erhalten, die sich selbst gegen Parasiten und Krankheitserreger wehren.“
Die industrielle Landwirtschaft habe aus blühenden Landschaften grüne Wüsten gemacht, und die Bienenweiden, die die Bienen als Nahrungsgrundlage unbedingt brauchen, seien fast verschwunden. Wiesen werden heute 4-6 Mal, meist kurz vor der Blüte, gemäht und blühende Ackerbeikräuter sind immer seltener anzutreffen. Viele ImkerInnen müssen noch im Juli ihre Bienenvölker mit Zuckerlösung füttern – auch in nicht so verregneten Frühjahrsmonaten wie letztes Jahr, – damit sie nicht verhungern: eine Fehlernährung mit dramatischen Folgen.
Doch nicht nur die industrielle Landwirtschaft mit ihrem großflächigen Pestizideinsatz, ihren Monokulturen und der landwirtschaftlichen Gentechnik bedroht die Bienenvölker, sondern auch manche ImkerInnen selbst gefährden ihre Mitarbeiterinnen durch „auf kurzfristige Ertragsmaximierung ausgerichtete Haltung der Bienenvölker, die nicht mehr wesensgerecht“ ist.
Die Biene würde vielfach nur noch als Nutztier auf Honigertrag getrimmt und ihre Evolution über Millionen von Jahren, einschließlich ihrer natürlichen Zyklen, würde völlig missachtet, schreiben die BienenschutzgärtnerInnen. „Die üblichen Säurebehandlungen der Bienenvölker gegen Krankheitserreger schwächen das Immunsystem der Bienen, was wiederum zu größerer Anfälligkeit führt – ein fataler Kreislauf.“

Die Vorschläge der BienenschutzgärtnerInnen aufzugreifen, weiterzutragen und weiterzuentwickeln soll auch das Bestreben der Permakultur-GärtnerInnen sein, die das kurzsichtige und kurzfristige Denken („Wie schinde ich aus einem Stück Land in dieser Saison das meiste heraus?“) durch langfristige und umsichtige Planung ersetzen: „Wie gestalte ich zukunftsfähige Landschaftsräume, die das Leben in seiner Vielfalt fördern und dadurch auch mich nähren, und mit wem kann ich kooperieren, um das zu erreichen?“

Die BienenschutzgärtnerInnen wollen Landstücke begründen, auf denen sich Bienenvölker, Hummeln und Schmetterlinge geschützt und langfristig entwickeln dürfen – einer Schutzlandschaft für Pflanzen, Tiere und Menschen:
„Wir gründen einen Bienenschutzgarten in der Zuversicht, dass eine bessere Zukunft für die Bienen möglich ist. Der Bienenschutzgarten soll Gleichgesinnte dazu motivieren, mit uns gemeinsam ähnliche Schutzlandschaften für Bienen zu errichten, in denen sie wieder zu gesunder Stärke und Vitalität kommen. Er soll ein Ort sein, an dem Pflanzen, Tiere und Menschen gemeinsam Achtsamkeit, Fürsorge, Schutz und Gesundung erfahren.“

www.bienenschutzgarten.at