Eine unvollständige Übersicht von Marlies Ortner
Nicht die kultivierten und wilden Obst- und Nussbäume und deren Früchte werden hier besprochen, sondern anderes Essbares und Nützliches für Mensch und Tier, das heimische Bäume spenden.
Eichen, Quercus sp. Eicheln sind und waren wichtiges Schweinefutter: Eichel-Jahre waren auch Schweinemast-Jahre. In kaltem Wasser zur Entbitterung ausgelaugt, sind sie auch für den Menschen genießbar. Geröstet ergeben gemahlene Eicheln einen akzeptablen Kaffee-Ersatz. In Notzeiten wurden sie als Kohlenhydrat-Lieferanten genutzt und in Form von Eichelmehl im Brot mitgebacken. Eicheln sind auch wichtiges Vogelfutter (Eichelhäher) und werden von Hühnern gern gefressen.
Die Eichenrinde ist zwar wegen ihres hohen Tanningehalts kein Lebensmittel, aber ein wertvolles Heilmittel, das Entzündungen hemmt.
Erlen, Alnus sp. Erlenblätter sind gutes eiweißreiches Viehfutter, vor allem für Kälber.
Esche, Gemeine, Fraxinus excelsior. Als „Schneitel-Esche“ wurde sie gerne an den Rand von Rinderweiden gesetzt, damit sich die Tiere die Blätter als eiweißreiches Zusatzfutter holen können. Die Bäume wurden immer wieder zurückgeschnitten („geschneitelt“), damit die Blätter erreichbar blieben. Die von Bauern/Bäuerinnen geschnittenen Äste wurden dem Winterfutter zugesetzt.
Eschenknospen sind wegen ihrer Bitterkeit zwar kein menschliches Lebensmittel, werden aber in der Phytotherapie/Pflanzenheilkunde als Schmerzmittel verwendet.
Linden, Tilia sp. Bekannt sind die Lindenblüten als Bienennahrung und der Tee daraus als Volksheilmittel. Die jungen Blätter bleiben relativ lange mild im Geschmack und werden nicht bitter wie andere Baumblätter. Sie sind ein wohlschmeckendes Wildgemüse und eignen sich gemischt mit Kräutern für Salate und Aufstriche.
Nussbaum, Juglans regia. Neben der Walnuss selbst und ihren bekannten Verwendungen (grüne Nussschalen als Färbemittel und für Magenbitter, Nussöl als wertvolles Lebensmittel und leichtes Sonnenschutzmittel) sind die Nussblätter zu erwähnen. Sie ergeben einen wohlschmeckenden und in der Volksheilkunde angesehenen Tee, der im Geschmack an Schwarztee erinnert. Die Nüsse werden außer vom Menschen von verschiedenen Säugetieren und Vögeln, vor allem Spechten und Krähen, als Nahrung genutzt. Verdorbene Nusskerne werden von Hühnern sehr geschätzt.
Robinie/Falsche Akazie, Robinia pseudoacacia. Als Schmetterlingsblütler holt sie Stickstoff-Nahrung in den Boden und verbessert ihn damit. Wenig einladend sind ihre langen kräftigen Dornen – doch die herrlich duftenden Blüten eignen sich für die Sirupherstellung ebenso wie Holunderblüten und ebenso wie diese zum Herausbacken in Öl. Die Blüten sind auch eine ausgiebige Bienenweide und die Samen können als Hühnerfutter dienen. Die Robinie stammt aus Nordamerika und ist hierzulande ein aggressiver und an vielen Standorten nicht mehr auszurottender Neophyt, allerdings mit sehr wertvollem Nutzholz.
Alle Pflanzenteile außer den Blüten sind für Menschen giftig.
Weiden, Salix sp. Weidenblätter werden vom Vieh gerne als Zusatzfutter angenommen. Die vielfältigen heimischen Weiden-Arten sind außerdem Nahrungspflanzen für zahlreiche Schmetterlingsraupen. Der in Massen produzierte Pollen der Weidenkätzchen ist wichtigste Bienen- und Hummelweide im ersten Frühling.
Als schnelle Heizenergielieferanten sind sie auch wichtige NaWaRos (Nachwachsende Rohstoffe, oft wie Pappeln in Kurzumtriebsplantagen gezogen) und gute Böschungsbefestiger. Als Heilpflanzen sind sie wieder entdeckt (Salicin der Weidenrinde lindert Schmerzen, dämpft Fieber und Entzündungen). Weidenruten dienen zum Korbflechten, vor allem die der Korbweide, aber auch für Flechtwände im Fachwerkbau und für Strohdächer. Kopfweiden sind keine Weidenart, sondern eine Nutzungsweise – sie werden jährlich zur Laub- oder Rutengewinnung gekappt und bilden ein kopfartig verdicktes Narbengewebe aus.
Weiden sollten auf jedem Grundstück ein „Überlebens-Eck“ bekommen.
Weinbergpfirsich, Prunus persica; Kirschpflaume, Prunus cerasifera; Kriecherl. Kriechenpflaume, Prunus domestica ssp. insistitia. Im warmen Klima dienen sie nicht nur der Obstgewinnung, sondern auch dem Segelfalter, einem der schönsten und gefährdetsten Tagfalter, als Raupenfutterpflanze (Blätter).
Die Kirschpflaume hat sich zwar in manchen Gebieten zum problematischen Neophyten entwickelt, ernährt aber andererseits Bienen und Hummeln mit ihrer sehr frühen und reichlichen Blütenpracht (Anfang April) und ist schnellwüchsiges Holz.
Fichte, Picea abies; Tanne, Abies alba. Die Samenkörner in den Zapfen sind wertvolle Vogelnahrung. Hier bedienen sich Tannenhäher, Fichtenkreuzschnabel, Spechte und andere der gefiederten Freunde. „Maiwipferln“ werden außerdem als Heilmittel oder pikantes Gewürz (zusammen mit Frühlingskräutern), zum Aromatisieren von Marmelade und in Öl angesetzt für Naturkosmetik verwendet.
Wichtig ist das ätherische Öl, das aus den Nadeln gewonnen wird, als Heil- und Hausmittel.
Buche (Rotbuche), Fagus sylvatica. Die Bucheckern haben ölhaltige Samen, die als Schweinefutter und Vogelnahrung nutzbar sind. Die Ölfrüchte sind auch vom Menschen wie Nüsse zum Backen oder geröstet im Salat, als Pesto… verwendbar, auch Kaffeeersatz kann man daraus machen – aber nicht roh, denn das giftige Fagin wird erst durch Erhitzen zerstört. Die enthaltene Oxalsäure schränkt die Verwendung des Speiseöls ein, das aus den Bucheckern gewonnen werden kann. Auch als Lampenöl kann man das Bucheckernöl in Notzeiten nutzen. Die Nüsschen werden gewonnen, indem man die Spitze mit einem scharfen Messer abschneidet und dann die Hülle abschält.
Buchen fruchten übrigens in fünf- bis achtjährigem Rhythmus, die Bucheckern fallen im September zu Boden..
Wildkirsche, Vogelkirsche, Prunus avis. Die herb-süßen, kleinen schwarz-roten Früchte der Vogelkirsche sind gute Vogelnahrung und für den menschlichen Genuss ebenfalls gut geeignet. Allerdings bräuchten wir Menschen Vogel-Flügel, um erfolgreich ernten zu können.
Ölweide, Eleagnus sp. Robert Hart („Der Waldgarten“) beschreibt Eleagnus angustifolia, eine Ölweiden-Art mit hellgelben, 1-2 cm großen essbaren Früchten, den „Russische Oliven“. Ölweiden sind schattenverträglich, frosthart, eine gute Bienenweide, wurzeln kräftig und sammeln Stickstoff. Sie brauchen einen gut durchlässigen, nicht zu sauren Boden. Die vom Mittelmeer stammenden Gehölze können sich an manchen Standorten als aggressive Neophyten erweisen.
Eberesche, Vogelbeere, Sorbus aucuparia. Die Eberesche hat essbare Früchte, vor allem die Sorte Sorbus aucuparia edulis. Die Früchte sind bitter und daher für Mischsäfte und -marmeladen gut geeignet. Nach den ersten Frösten nimmt die Bitterkeit ab. Entbittern kann man auch durch das Einlegen der Früchte in Essigwasser oder durch kurzzeitiges Tiefgefrieren. Die Früchte sind Vitamin C-reich, die Blätter sind gutes Viehfutter. Ein Extrakt aus den Beeren wird manchmal zum Haltbarmachen von Obstsäften verwendet.
Die Eberesche steigt in den Alpen von allen Laubbäumen am höchsten hinauf.
Holzapfel, Malus sylvestris; Wildbirne, Pyrus communis. Die sehr herben Früchte eignen sich als Zusatz zu Most zur Verbesserung der Haltbarkeit (Gerbstoffe), nach den ersten Frösten auch für Mischmarmeladen. Gedörrte Holzbirnen-Früchte sind in Österreich als Kletzen, im Allgäu als Hutze bekannt, die Früchtebroten zugesetzt werden oder eingeweicht als Süßungsmittel dienen. In Kärnten füllt man damit die bekannten Kletzennudeln.
Traubenkirsche, Gewöhnliche, Prunus padus. Die rohen rot-schwarzen Steinfrüchte sind ungenießbar bzw. schwach giftig, gekocht eignen sich nach Meinung mancher AutorInnen für Mischmarmeladen. Im Samen ist recht viel Amygdalin enthalten, das im Körper zu Blausäure wird. Die Vögel jedenfalls erfreuen sich an den Früchten.
Die traubenförmigen hübschen Blüten verströmen im Mai einen intensiven Geruch, der in konzentrierter Form an Aas erinnert. Die Blüten werden von Fliegen und Mücken befruchtet.
Die Späte Traubenkirsche, Prunus serotina ist aus Nordamerika zugewandert und zählt in Europa zu den problematischen Neophyten. Sie sieht der heimischen Traubenkirsche auf den ersten Blick recht ähnlich. Die kleinen Steinfrüchte sind zuerst hellrot, dann violett und zuletzt schwarz. Sie gelten als essbar.
Zirbe, Zirbelkiefer, Arve, Pinus cembra. Die großen Samenkörner dieses schönen alpentauglichen, immergrünen Baums, die Zirbelnüsse, sind essbar. Sie schmecken nussig und erinnern an Pinienkerne oder junge Walnüsse. Man kann aus ihnen z.B. Kekse backen oder Pesto herstellen. Sie sind in den Zirbenzapfen versteckt, die nach drei Jahren Reifezeit mit den Nüsschen zu Boden fallen. Dort werden die Zapfen von Tieren, vor allem Tannenhähern, Spechten, Mäusen und Eichhörnchen, geöffnet und verzehrt oder verbreitet.
Das Holz der Zirbe duftet aromatisch, daher werden die Hobelspäne aus der Möbelherstellung für schlaffördernde Duftsäckchen verwendet.
Mannaesche, Blumenesche, Fraxinus ornus. Der zuckerhaltige Baumsaft, der beim Anritzen der Rinde heraus quillt, kann als herbes Süßungsmittel genutzt werden. Er enthält Mannitol und wird daher auch zur Herstellung von Zuckerersatz und Arzneimitteln verwendet.
Die Mannaesche ist aus dem Mittelmeerraum zugewandert. Im Frühjahr leuchten ihre großen weißlichen Blütenrispen aus sonnigen Waldhängen.
Giftige Bäume
Hände bzw. Münder weg von Goldregen (tödlich giftige Samen), Eiben (giftige Rinde,
Nadeln und Samenkörner), Rosskastanie (schwach giftige Früchte). Giftige Sträucher
sind hier nicht erwähnt.
Zuletzt bleibt die Erkenntnis: Wirklich satt werden wir vom mitteleuropäischen Wald allein nicht – Kohlenhydrate gilt es nach wie vor anzubauen.