Bienenfutter-Tagebuch aus dem „Garten der Vielfalt“

von Marlies Ortner, Stainz / Steiermark

Da der „Garten der Vielfalt“ ein Vermehrungsgarten ist, sollen Honig- und Wildbienen, Schwebfliegen, Wespen und Schmetterlinge das ganze Vegetationsjahr hier einen gedeckten Tisch vorfinden – damit diese Tierchen ganzjährig für die Saatgutvermehrung arbeiten können, denn rundherum zwischen „Sterzbäumen (Maispflanzen) und Fichtenstangenäckern“ blüht nur wenig.
Daher gibt es täglich viel zu schauen und zu horchen, wo es blüht, flattert, summt und brummt, und zu prüfen, ob das Ziel des ganzjährig gedeckten Tischs schon erreicht ist.
Besonderes Augenmerk erhalten die „schwierigen“ Monate im frühen Frühling und im Herbst, weil der Spätfrühling und Sommer ohnehin mit einer großen Blütenfülle gesegnet sind.

FEBRUAR
16. Februar 2015. Der Schnee schmilzt.
17. Februar 2015. An sonnigen Stellen spitzeln die ersten wilden Krokusse aus dem Wiesenboden, teilweise bohren bzw. schmelzen sich die spitzen Knospen durch den Schnee.
19. Februar 2015. Die Sonne scheint, und die ersten Krokusblüten sind weit geöffnet. Die ersten Honigbienen sind unterwegs, sie haben sie entdeckt und stürzen sich in den Blütenbecher.
21. Februar 2015. Am sonnigen Waldrand versenden die ersten Haselsträucher ihren Pollen. Bei jedem Windstoß „staubt“ es kräftig. Bienen sind aber nicht zu sehen – heute es ist zu kalt und zu windig.
25. Februar 2015. Am Bachufer bereiten sich die Frühlingsknotenblumen auf ihre große Zeit vor. Doch an einer geschützten Stelle auf der Streuobstwiese haben sich die ersten Blütenglocken schon hervorgewagt und warten auf Besuch.
26. Februar 2015. Die Krokusse sind auf dem südwestseitigen Hang schon im Verblühen, während sie am schattigen Waldrand in Vollblüte stehen – ein eigenwilliges Farbereignis bildend: kühles Lila auf blassgrauem, fast weißem Grund – einem Teppich aus verfilztem, sonnengebleichtem herbstlichem Baumlaub, das die spitzen Knospen und Blätter durchstoßen haben. Unter den Obstbäumen und am Waldrand prangen Sträußchen der Stängellosen Primel in zartem Gelbgrün, jede Blüte mit einem Ring aus freundlichem Orangegelb rund um den Kelcheingang versehen, der wohl als Wegweiser dient. Ein auch nur einmaliges Düngen der Wiese mit Kunstdünger oder Gülle hätte ihnen – ebenso wie den Krokussen – den Garaus gemacht.
28. Februar 2015. Die Frühlingsknotenblumen halten sich recht genau an ihre Plätze unter den Baumkronen der Obstbäume, da sie Sommerschatten brauchen. Heiße Sommersonne könnte den Wiesenboden austrocknen und ihre Knollen verdorren lassen. In großen Gruppen haben sie ihre glänzenden Laubblätter entfaltet. Ihre leuchtend weißen Blüten bekommen häufig Besuch von Honigbienen und Hummeln. Neben diesen „Aufregern“ gehen die wirklich kleinen, aber entzückenden weißen Blütensternchen der Vogelmiere fast unter – aber nicht bei den Hummeln, die alle Blütchen finden. Die Vogelmiere darf sich im Vorfrühling auf den Gemüsebeeten und auf dem Kompostplatz ausbreiten und gilt als nützlicher Lebendmulch. Wenn wir etwas später die Vogelmiere-Blätter „mit Stumpf und Stiel“ verspeisen, werden die ersten Samenkörnchen ein bisschen zwischen den Zähnen knirschen.

MÄRZ
1. März 2015. Überraschend wie jedes Jahr leuchtet das Frühlingsknotenblumen-Meer aus der Bach-Au. Wie alle Frühblüher des Laubwaldes nutzen sie den Vorfrühling, um Licht und Wärme aufzunehmen, zu blühen und zu fruchten. Nach dem gelungenen Bienen- oder Hummelbesuch werden sich die Stängel mit den schwer gewordenen Fruchtknoten auf die Seite neigen, bis die Samen den Boden erreichen. Wenn sich das Blätterdach des Laubwaldes im Mai schließt, haben die Pflanzen schon alles „erledigt“, ihre Blätter verlieren den Saft und alle Energie wird in den dicken Knollen gespeichert.
10. März 2015. Das Pollenangebot hat eine neue Dimension bekommen: Die ersten Weiden blühen. Nun sind es Honigbienen, Wildbienen und zwei Hummelarten in sehr großer Zahl, die die Sonnenstunden unter Summen, Brummen und Schwirren zur Nahrungssuche nutzen. Es scheint genug für alle da zu sein! Wenn die Weiden auch vom Wind bestäubt werden, so sind sie doch wichtige Nahrungsbäume für diese Insekten.
16. März 2015. Auf der Streuobstwiese und auf der Feuchtwiese zeigen sich die netten Busch-Windröschen in großen und kleinen Gruppen. Kleine schwarze Wildbienen prüfen, ob schon Pollen vorhanden ist, müssen aber unverrichteter Dinge wieder abziehen. Mehr Erfolg haben sie beim violetten Lerchensporn, der versteckt unter den Hortensien im Schattenbeet blüht.
17. März 2015. Die Narzissenblüte unter dem Nussbaum beginnt. Obwohl Gartenblumen, bieten ihre großen Kelche doch Nahrung für Hummeln und Honigbienen.
18. März 2015. Auf der Suche nach neuen Blüh-Ereignissen fallen die weiblichen Haselblüten ins Auge – aber nur, wenn man weiß, wo man sie zu suchen hat: Sind sie doch sehr klein (2-3 mm), sehr rot, direkt auf den Zweigen sitzend und bereits mit großem Fruchtknoten ausgestattet.
23. März 2015. Unter den Obstbäumen glänzen die kleinen goldenen Sonnen des Scharbockskrauts. Sie bekommen Besuch von Fliegen und Wildbienen.
24. März 2015. Wie ein gelbe Wolke steht der Kornelkirschen-Strauch in der Sonne vor dem dunklen Hintergrund des Fichtenwaldes. Aus der Nähe betrachtet trägt er unzählige Sträußchen aus kleinen Blütensternchen mit dicken Pollenpaketen. Hier summen Honig- und Wildbienen, aber auch die ersten Schwebfliegen. Um die blühenden Weidenkätzchen tanzen die offenbar frisch geschlüpften Landkärtchen, diese hübschen Tagfalter, die nach der Zeichnung ihrer Flügelunterseite benannt sind. Die Frühlingsgeneration trägt oberseits leuchtendes Rotbraun, durchsetzt mit schwarzer Musterung. Auch sie naschen von der Überfülle an Weidenpollen.
26. März 2015. Nach dem Regen ist die Luft feucht und kühl. Einige hungrige Hummeln suchen die außen noch nassen, innen aber trockenen Blütenkelche der Taubnesseln nach Nahrung ab, während die Duftveilchen wohl auf trockenere und wärmere Tage warten müssen, an denen sie von Faltern und Bienen besucht werden.

APRIL
4. April 2015. Heute beginnt der schneeweiße Blütentraum der Kirschpflaumenbäume. Wer diese duftige Blütenfülle einmal gesehen hat, verzeiht diesen Bäumen all ihre anderen, nicht immer erfreulichen Angewohnheiten. Vier Tage später haben die meisten der Bäume frostfrei die Vollblüte erreicht. Wenn ich im ersten Stock des Wohnhauses aus dem Fenster sehe, meine ich im ersten Moment, der Baum vor dem Haus wäre frisch verschneit. Doch im Schnee summt es nicht! Honig- und Wildbienen, Hummeln und Schwebfliegen in großer Zahl geben sich ein Stelldichein. Wir stellen uns unter einen der blühenden Bäume und freuen uns an ihrem kräftigen Gesumme und Gebrumme, aber auch am zarten Blütenduft. Doch schon in den nächsten Tagen beginnt es sachte zu „schneien“, bis der Boden mit einem vergänglichen weißen Teppich bedeckt ist…
Nahezu gleichzeitig beginnen Kirschbaum und Weichselbaum ihre ebenfalls weißen Blütenknospen zu öffnen. Sie blühen jedoch länger als die Kirschpflaume.
5. April 2015. Die himmelblauen Windräder des Kleinen Immergrün schauen aus dem Wildblumenbeet zu mir herauf. Zwischen ihrem glänzenden dunkelgrünen Blätterteppich des Vorjahres lugen ihre perfekt geformten Blumengesichter heraus, die von Hummeln besucht werden.
6. April 2015. Die Forsythie, in der Steiermark auch fälschlich Goldregen genannt, leuchtet goldgelb in der Hecke. Wie jedes Jahr halte ich Ausschau nach Insekten, doch wieder vergeblich. Der Gast aus Nordamerika bleibt solo und so gibt es auch wiederum keine Früchte. Zur Vermehrung nehmen wir Stecklinge.
Eine essbare Pflanze im Kräuterbeet, die sich so früh im Jahr mit Blüten ziert, ist das Löffelkraut, eine heimische Zweijährige der feuchteren Standorte. Die jungen Blätter im Winter und Vorfrühling schmecken herb, sind reich an Vitamin C und ergänzen Frühlingssalate. Die hübschen weißlichen (Kreuz-)Blüten werden von kleinen Wildbienen besucht.
7. April 2014 In diesem Jahr spät, aber doch: Vor dem Schattenbeet hängt ein schwerer Duft, und halte ich unter den Himbeersträuchern Nachschau: Die Märzveilchen blühen. Hummeln und Wildbienen sind auf Besuch. Später wird die graue Raupe des Märzveilchenfalters (ein Perlmuttfalter) sich an den Blättern satt fressen, der Falter selbst wird im Sommer Korbblütler bestäuben.
8. April 2015. Auf zarten Stängeln schaukeln Hohe Schlüsselblumen. Diese erfreulichen Frühlingsblüher sind hier im halbschattigen Wildblumenbeet und auf der Schattseite der Wallbeete zu finden. Honigbienen und dicke Hummeln hängen kopfunter an den Blütenglocken.
9. April 2015. Die Blütenstände der Übersehenen Traubenhazinthe (so ihr offizieller Name) sind eigentlich nicht zu übersehen, so herrlich blau leuchten sie aus dem Wildblumenbeet, wo sie die steinigen Randbereiche bevorzugen. Die fein duftenden Blütenköpfchen werden von Bienen umschwirrt.
10. April 2015. Erstmalig blüht in der 20 Jahre alten Baumhecke eine Gemeine Esche, die sich unbemerkt zwischen den anderen Gehölzen hochgearbeitet hat. Nun haben die leuchtend purpurroten Staubfäden ihrer Blütenstände die Schnellwüchsige „verraten“. Die zwittrigen Blüten werden vom Wind bestäubt, erhalten also keinen Insektenbesuch – oder vielleicht holen sich Wildbienen doch Pollen?
12. April 2015. Romantisch: Die weißen Dichternarzissen leuchten auf der Wiese rund um den Steinsitzkreis. Zwar werden sie von Bienen und Hummeln besucht und bilden Früchte aus, verbreiten sich aber auch durch ihre Zwiebeln.
Nicht weniger romantisch: die ersten Gartenvergissmeinnicht-Blüten, die von sehr kleinen Wildbienen bestäubt werden.
15. April 2015. Pinkfarben prangen die Weinbergpfirsich-Blüten! Nun hofft man, dass das Wetter untertags warm und freundlich genug ist, dass Honigbienen oder zumindest Hummeln fliegen können, und dass nachts der Frost ausbleibt.
16. April 2015. In der Feuchtwiese blüht lila-weiß das Wiesenschaumkraut, Die hübschen Kreuzblüten werden eifrig von Schwebfliegen und Wildbienen (Sandbienen?) besucht und vom Aurorafalter umflattert, welcher Nektar trinkt. Das Weibchen legt die Eier auf der Pflanze ab. Zusammen mit der Knoblauchsrauke ist das Wiesenschaumkraut die wichtigste Futterpflanze für die blaugrün-weiße Raupe dieses netten Frühlingsfalters mit den leuchtend orangefarbenen „Morgenröte-Flecken“ auf den Vorderflügeln (allerdings nur der Flügel der Männchen…)
17. April 2015. Eine meiner Lieblingsblumen beginnt ihre Blühzeit in der Hecke: die Große Sternmiere. Groß ist sie ja nur im Verhältnis zu ihrer bekanntesten Verwandtschaft, der Vogelmiere. Das anmutige Nelkengewächs trägt weiße Blütensterne mit zehn Strahlen – die eigentlich fünf gespaltene Doppelstrahlen sind, was man aber erst bei genauem Hinsehen bemerkt. Die Blüten werden von kleinen Insekten besucht. Im Halbschatten neben dem Gewächshaus wächst und blüht die Große Sternmiere zusammen mit dem Großen Immergrün, einem attraktiven Dauergast aus dem Mittelmeergebiet. Die im Schatten und Halbschatten sehr konkurrenzstarke Pflanze hat die zarte Sternmiere fast von ihrem Platz verdrängt und daher werde ich versuchen sie zumindest hier zu dezimieren.
Heute beginnt die Vollblüte der Kanadischen Felsenbirne. Der gesamte kleine Baum leuchtet weiß mit einem Hauch von Kupferrot – denn kupferfarben sind die Laubblätter, die sich gerade zu entfalten beginnen. Die fünfstrahligen Blüten sehen Birnenblüten ähnlich und werden von Hummeln und Bienen heftig umschwärmt.
Auch die Blüte der „richtigen“ Birnbäume hat begonnen. Die nicht ganz schneeweißen Rosenblüten sind mit rosa- bis lilafarbenen Staubbeuteln geschmückt und stehen in zahllosen hübschen Sträußchen beisammen: Wieder viel zu tun für die Honigbienen.
18. April 2015. Vom Waldrand hinter dem Haus kommen Schwaden eines für meine Nase unangenehmen Geruchs, der bestäubende Mücken und Fliegen anlockt: Die Traubenkirsche blüht mit hübschen weiß-gelben Blütentrauben.
In den Sommerschatten unter diesen Waldbäumen hat sich die Mondviole zurückgezogen, der es an allen anderen Orten im Garten offensichtlich zu heiß war. Von dort leuchten die violetten Blütenstände, die vom Aurorafalter umflattert und von Bienen besucht werden. Die silbrigen Samenstände sind als Trockenblumen eine besondere Zierde – daher trägt die zweijährige Pflanze auch den Namen Silberling.
22. April 2015. Die Apfelblüte und damit die große Zeit der Wiesenblumen beginnt.

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SEPTEMBER
Der Sommer war im Garten der Vielfalt geprägt von Schmetterlingen, die den Blütenreichtum und die heißen Sonnentage offenbar genossen haben. Auch jetzt, Anfang September, sind noch viele der bunten Flatterer unterwegs. Auffallend sind die Admirale, die gemeinsam mit den Hornissen am Fallobst naschen, oder die letzten Bläulinge, die zwischen dem Pfeifengras und dem Großen Wiesenknopf auf der Feuchtwiese umher gaukeln, oder gezählte 60, offenbar frisch geschlüpfte Landkärtchen, die an den Apfelminze-Blüten naschen. Wenn ich Zeit gefunden hätte, hätte ich längst… das Fallobst eingesammelt und auf den Kompost gefahren, die Feuchtwiese gemäht und die wuchernden Apfelminze-Pflanzen mit Stumpf und Stiel ausgerissen. Gut, dass ich diese Arbeiten verschieben musste.
Auch im meist blütenarmen September finden im Garten der Vielfalt Honigbienen reichlich Futter, das sie für ihre Überwinterung notwendig brauchen, und auch Hummeln und Wildbienen kommen nicht zu kurz.

Die ausgiebigste Bienenweide wären wohl die gelbgrünen Efeublüten, die sich im September öffnen – doch leider sind unsere Efeupflanzen noch immer nicht alt genug, um zu blühen. (Für die Bienen ist es ganz und gar nicht egal, ob junger oder alter Efeu!) Reichlich Futter spenden den Honigbienen seit Mai durchgehend die Gartenhimbeeren, jetzt die Herbstformen. Hier arbeiten auch die letzten Wespen fleißig beim Bestäuben mit und es gibt noch immer Überfälle durch räuberische Hornissen zu beobachten, die mit den erbeuteten Tieren ihre Brut füttern. Die Trompetenblume ist ein waghalsiger Kletterer, der seine schönen roten Blütenkelche schon seit Ende Juli für große Hummeln bereit hält, während die Sträucher des Syrischen Hibiskus (der eigentlich aus China kommt) seit August blühen und von Honigbienen aufgesucht werden.

Von den Gehölzen zu den Bauerngartenblumen: Die Gartensonnenblumen sind ein Bienen-Schlaraffenland. Im Gegensatz zur einblütigen Feldsonnenblume bilden sie immer wieder Blüten auf mehreren Stängeln aus. Abgelöst werden sie von hohen Herbstastern (Glattblatt- und Raublattaster), die als „Schulanfangs-Blumen“ gelten. In diesem Jahr sind sie recht spät dran, aber ihre Blütenstände sehen vielversprechend aus. Hier tummeln sich nicht nur unzählige Bienen, Hummeln und Schwebfliegen, sondern auch Zitronenfalter, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs genießen die letzten warmen Tage und naschen Nektar. Sommeraster, Japananemone, Kapuzinerkresse, Strohblume, Rote Fetthenne, Löwenmaul, Prunkwinde, Edelwicke und Sonnenauge sind beliebte Bienenpflanzen, während Großblütige Nachtkerze, Weißer Phlox, Wunderblume (Mirabilis jalapa aus Mexiko) und das Glockenblumengewächs Kardinals-Lobelie (Lobelia siphilitica aus Nordamerika) mit ihren tiefen Kelchen eher Schmetterlingsblumen sind. Die abends erblühenden, leuchtend gelben Nachtkerze-Blüten werden meist vom Nachtkerzenschwärmer besucht, einem sehr großen Nachtfalter, der spätabendlichen GartenbesucherInnen durch sein lautes Brummen einen hübschen Schrecken einjagen kann. Am nächsten Morgen halten die Hummeln Nachlese, bevor die Blüten in der Vormittagssonne verwelken.
Die heilkräftige Ringelblume aus dem Mittelmeergebiet dagegen wird von Bienen und Hummeln offenbar gemieden, vielleicht wegen ihres harzigen Geruchs. Wer sie bestäubt, konnte ich bis jetzt nicht beobachten – vielleicht geschieht es schon frühmorgens, wo ich nicht gartenaktiv bin, oder es sind kleine Käfer oder Mücken tätig. Häufig werden die Blüten von einem grünen Grashüpfer besucht, der mit großem Appetit die Röhrenblüten vernascht und einen leeren Blütenboden zurücklässt.

Ein Abstecher auf die Gemüsebeete zeigt, dass auch hier noch viel los ist. Am beliebtesten scheinen die Kürbisgewächse zu sein. Schon morgens werden die männlichen und weiblichen Blüten der Speisekürbisse von Honigbienen und Hummeln besucht, untertags bestäuben Wildbienen die kleinen hellgelben Cyclanthera- und Luffablüten und abends haben die leuchtend weißen, zarten Flaschenkürbis-Blüten ihre Zeit. Ganztagesbetrieb durch Hummeln herrscht auch an den Gurkenpflanzen. Nicht auszudenken, welche Verwüstungen der erste Frost hier anrichten wird… ebenso bei den Nachtschattengewächsen! Viel Bienenbesuch haben heute die Tomatillos, die Ananaskirschen und Andenbeeren, während die stolze Litchi-Tomate, die letzten blühenden Kartoffelpflanzen, Paprika, Auberginen und Tomaten während meiner Beobachtungszeiten unbesucht bleiben.
Auch am Malabarspinat kann ich keine Besucher feststellen, während einige Gemüsefenchel-Pflanzen (die eigentlich nicht hätten blühen sollen, sondern Knollen entwickeln…) sehr stark nachgefragt sind. Hier finden sich vor allem Wespen, Schwebfliegen und Käfer ein.
Während die kleinen magentafarbenen Blüten des Baumspinats vom Wind bestäubt werden, tummeln sich auf dem blühenden Buchweizen zahlreiche Insekten, vor allem Honigbienen.
Die Stangen- und Buschbohnenblüten sind zwar hübsch anzuschauen, bleiben aber als Selbstbefruchter meist ohne Insektenbesuch, vor allem dann, wenn es andere Attraktionen gibt. Nur hoch oben in den Feuerbohnen brummeln einige Hummeln herum, während ein paar Bienen sich ohne großes Engagement um die letzten Erbsenblüten kümmern. Am beliebtesten unter den Schmetterlingsblütlern ist wohl zurzeit die Erdbirne, Apios americana, mit ihren zahlreichen braunroten, stark duftenden Blütenständen.

Als nächste seien die zahlreichen heimischen Wildblumen aufgezählt, für die der Garten der Vielfalt bekannt geworden ist und auf denen ich in den ersten Septembertagen Insekten beobachtet habe.
Am artenreichsten blühten die Korbblütler mit Wegwarte, Färberkamille, Herbstlöwenzahn, Wiesenlöwenzahn, Orangeblütigem Habichtskraut, Echter Goldrute (Solidago virgaurea, nicht canadensis), Gemeiner Schafgarbe, Kanadischem Berufkraut, Rainfarn, Wasserdost, Rauem Alant, Kugelblume und Kohlkratzdistel.
Die Kardengewächse waren mit Taubenskabiose, Gelber Skabiose, Wiiesenwitwenblume und dem seltenen Teufelsabbiss vertreten, die meist von Schmetterlingen, aber auch von Hummeln besucht werden.
Des Weiteren beobachtete ich die letzten Blüten der Wilden Möhre (Doldenblütler), einer wichtigen Raupenfutterpflanze für den Schwalbenschwanz, derbei den Bienen beliebten Malvengewächse Rosen- und Moschusmalve, der Nelkengewächse Steinbrech-Felsennelke und Seifenkraut (letzteres eine am Abend duftende Nachtschmetterlingsblume). Des weiteren blühten noch Rauhaariges Weidenröschen, Ackerstiefmütterchen, Echtes Eisenkraut, Dost, Blutwurz, Spitzwegerich, Gewöhnliche Ochsenzunge, Grassternmiere (seit Monaten! Lieblingsblume!), der schöne Wiesenstorchschnabel, das Kleinblütige Springkraut, die Bachminze (mit häufigem Schmetterlingsbesuch) und der Waldziest.

Zum Abschluss dieser kleinen Gartenwanderung im September besuchen wir noch den Kräutergarten: Die Blüten von Apfelminze, Pfefferminze und Orangenminze werden von Schmetterlingen und Bienen besucht. Ausschließlich Bienen, Hummeln und Schwebfliegen interessieren sich für die Blüten von Schnittknoblauch, Wilder Rauke, Ananas- und Mandarinensalbei und Teemalve. Die Lippenblütler Bohnenkraut und Bergbohnenkraut, Basilikum (Heiliges, Griechisches, Genovese, Afrikanisches) und Griechische Bergminze sind am heißesten von bestäubenden Insekten umschwärmt.

Garten der Vielfalt
Gartenbesuche, Bio-Sämereien, Bio-Jungpflanzen, Permakulturbücher,
geöffnet:
1. März – 30. Juni MiFrSa 9-15 Uhr,
1. Juli – 31. Oktober Mi 10-14 Uhr
und gerne nach vorhergehender tel. Vereinbarung.
Herbersdorf 17, A 8510 Stainz, Steiermark, Tel. 0043-3463-4384,
www.therapiegarten.at (Samen-Pflanzen-Liste, Postversand)