Von Thomas Meier, Steiermark

Der letzte Herbst hat uns sicher alle mit einer reichen, wenn nicht überreichen Apfelernte überrascht. Bei mir stapeln sich Kisten um Kisten mit Lageräpfeln. Hunderte Flaschen Apfelsaft, Dutzende Gläser mit Apfelmus sind aus der Fülle entstanden. Toll, jeden Tag gibt es ein paar frische Äpfel zum Essen, für das Müsli und immer wieder einen leckeren Apfelkuchen.

Dennoch stehen Kisten in hoher Zahl gefüllt mit den unterschiedlichen Apfelsorten. Einige länger und andere nur kürzer haltbar und eines ist klar: Die können wir gar nicht alle essen! Die sehr welken oder angefaulten Äpfel wandern in den Garten, hinter dessen Zaun ein Damwild-Gehege ist. Dort finden sie reißenden Absatz, denn das Wild liebt diese Früchte und sie sammeln sich bereits wenn ich mit der Kiste komme.

Aber es gibt noch so, so viele gute Äpfel. Was tun? Plötzlich erinnerte ich mich an eine Zeit während meiner Gärtnerlehre in den 80-iger Jahren, wo wir damals auch in einem Apfelmeer schwimmen durften. Ich lebte in einer WG auf dem Land in einem 300 Jahre alten Bauernhaus. Gekocht wurde auf einem Holz-Küchenherd in einer Küche mit niedriger Decke, so dass ich nicht überall aufrecht stehen konnte. Auch damals das gleiche Problem: zu viel Äpfel. Aber auch der Wunsch nichts zu verschwenden oder weg zu werfen. Ich habe da einfach Baumwollfäden aus dem „Nähkästchen“ von Wand zu Wand über den Herd gespannt. Ca. ein Meter über der Herdplatte und ca. 15 cm unterhalb der Zimmerdecke. Darauf habe ich dann die Apfelspalten gefädelt, aufgehängt und getrocknet. Wenn man sie dünn aufschneidet kann man sie einfach auf dem Faden befestigen, indem man das Fruchtfleisch damit einschneidet bis das Apfelstück fest auf der Schnur hält. Nach einem Tag waren die Stücke bereits trocken genug und wir konnten die nächste Partie aufhängen. Täglich 20-30 Äpfel und so konnten wir eine große Menge verarbeiten und haltbar machen. Ganz ohne extra Energiezufuhr. Denn der Küchenofen wurde entweder zum Kochen oder Heizen des Raumes verwendet. Wir konnten im Frühjahr und Sommer von diesem Vorrat zehren und haben natürlich auch viel weitergegeben.

Nun ich wohne in eine Gebäude mit sehr hohen Räumen, einem elektrischen Herd und einer von einer Hackschnitzelanlage beschickten Zentralheizung. Was tun?

Die Heizkörper in jedem Raum erzeugen Konvektionswärme. Warme Luft steigt auf und bringt den Raum auf angenehme Zimmertemperatur. Warum nicht das gleiche Prinzip nutzen wie damals? Die aufsteigende Luft wärmte und trocknete die Apfelstücke. Doch jetzt kann ich die Äpfel nicht unter der Decke anbringen, da der Weg für die warme Luft zu weit ist, um eine effektive Trocknung zu bewirken. Aber direkt auf und über den Heizkörpern…….

Ein Weg in den Keller förderte einiges an Material zutage: drei 1 m-Gewindestangen M5 und die dazu passenden Muttern, ein gehobeltes Brett und einen stärkerer Draht; dazu einen Baumwollfaden, wieder aus dem „Nähkästchen“. Daraus baute ich meine Apfelharfe, die ich jetzt täglich nutze um meine Apfelchips herzustellen. Ganz wie damals ohne extra Energiezufuhr. Neben der Trocknung der Chips hat man noch zwei zusätzliche Effekte. Die Luft riecht angenehm nach Äpfeln und die Luftfeuchtigkeit steigt, was gerade in Räumen mit geringer Luftfeuchte sehr angenehm für die Schleimhäute ist.

Es folgen ein paar Bilder von der Apfelharfe, die sicherlich auch für nicht offen stehende Heizkörper zu adaptieren ist.

Das Brett wurde so abgeschnitten, dass zwei gleiche Stücke entstanden, die der Breite des Heizkörpers entsprachen und nur so hoch sind, dass man das Fenster noch öffnen kann. Drei Löcher jeweils für die Gewindestangen. Der Abstand der Bretter voneinander kann dann an die Heizkörperlänge angepasst werden, indem man die Muttern außen und innen zur Arretierung nutzt. In der Mitte zwischen den Brettern habe ich einen starken Draht befestigt, der verhindert, dass die Gewindestangen sich nach innen biegen. Das kann ansonsten passieren, wenn man den Baumwollfaden dazwischen spannt und gespannt muss er werden, damit die Apfelspalten nicht zusammen rutschen, verkleben und dann nicht gut trocken.

Viel Spaß beim Bauen, Trocknen und genießen der getrockneten Köstlichkeiten. Ein Tipp: Auch überlagerte Äpfel eignen sich noch gut zum Trocknen.