von Marlies Ortner

verschiedene Speisekürbisse

 

Kürbisse, Kartoffeln, Mais und Bohnen vertragen sich gut auf Hügel- und Flächenmulchbeeten – in Mischkultur mit allerlei Kräutern als willkommenen Partnern. Hügelbeete, die von Ost nach West ausgerichtet sind, können wie Bananen als Sonnenfallen geformt werden und haben daher eine heiße Süd- und eine kühle Nordseite. Auf der schattigeren Nordseite können sich in heißen Sommern die meisten Pflanzen besser entfalten, aber die Kürbissorten mit langer Vegetationszeit brauchen die Hitze.
Um die Chance aufs Ausreifen (und damit den Geschmack und die Lagerfähigkeit) zu verbessern, sollte man Speisekürbisse im Haus etwa ab Mitte April in Töpfchen vorziehen und die Jungpflanze dann mit möglichst ungestörtem Wurzelballen nach den Eisheiligen aussetzen.
Kürbisse sind Starkzehrer und brauchen von Anfang an viel Nährstoffe, am besten in Form von (halb)verrottetem Kompost oder Mist, Mistwasser, Brennnesseljauche usw.

Stachelige Pepo-Pflanzen wie Zucchini Costates Romanesco (Gerippte aus Rumänien), Krallenkürbis, Spagettikürbis, Eichelkürbis (Acorn) oder Patisson, die im Frühjahr den Schnecken-Angriffen standhalten, tragen im Herbst reichlich Früchte. Sie sind mit weniger heißen Sommern zufrieden.

Die beliebten Maxima-Kürbisse wie Roter Zentner, Blauer Ungar, Mikoshi, Blue Hubbard, Blue Banana, Türkenturban, Marina die Chioggia oder Hokkaido erfreuen sich am besten auf der Südseite der Beete ihres Lebens.

Die Edlen aus der Moschata-„Familie“ bekommen nur in heißen Sommern genügend Wärme: der trompetenförmige Trombolino, die keulenförmige Butternuss, der schwarz-braune Futsu, der käsefarbene Long Island Cheese, der Lange von Zadar, der Schöne aus Neapel (ja, dick ist schön!), der Meterkürbis und der prachtvolle provencalische Muskatkürbis, original Muscade de Provence genannt.

Auch die steiermarkfarbenen Kürbisse kommen zu Ehren. In Grün-Weiß prangen sowohl die Feigenblatt-Kürbisse wie auch die Mixta`s, auch Silbersamen-Kürbisse genannt: Siamesische Kugel, Pepita und Gestreifter Cushaw. Feigenblattkürbisse gedeihen bei uns auch in einem kühlen Sommer und sind mit ihrem frischen Grün-Weiß eine prächtige Zierde im Winter.

Kürbisse, die für den Winter und für’s Frühjahr gelagert werden sollen, brauchen die letzte Sonnenwärme, um ganz auszureifen. Sie werden daher so spät wie möglich geerntet – „am Abend vor dem ersten Frost“. Das wichtigste Reifezeichen ist das Vertrocknen des Stängels.
Ein Brett unter (!) dem Kopf schützt sie bis dahin vor Nässeangriffen in den ersten Herbsttagen.

Wenn der Tag der Ernte gekommen ist, wird der Stängel möglichst weit oben mit einem scharfen Messer abgeschnitten. Vorsicht, die schwere Frucht niemals am Stängel tragen!
Der geerntete Kürbis darf an der sonnigen Hauswand, unter Dach und frostfrei, nachreifen, bevor er ins Haus geholt wird. Die Lagerung erfolgt dann bei 15 Grad bis Zimmertemperatur. Im Zimmer kann der rundliche Geselle auch am besten seine schmückenden Eigenschaften entfalten. Kalte Keller sind nichts für die tropische Beere!

Die Samengewinnung erfolgt erst beim „Schlachten“, frühestens drei Wochen nach der Ernte vollreifer Früchte. Kürbisse derselben Art kreuzen sich bekanntlich mit Begeisterung untereinander, und der Anbau verkreuzter Samen im nächsten Jahr ist voller Überraschungen.
In Kürbiskernöl-Gebieten darf man damit rechnen, dass sich der genetisch sehr starke Ölkürbis munter in alle Pepo-Sorten eingekreuzt hat.

Wer Kürbisse sortenrein vermehren will, baut entweder von jeder Art nur eine Sorte an (und sagt den Bienen, dass sie nicht zu den NachbarInnen fliegen sollen ….) oder steht frühmorgens vor den Bienen auf und nimmt die Bestäubung selbst in die Hand.

Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)

… sind meist einjährige, Frost empfindliche und Wärme liebende Pflanzen. Jede Pflanze trägt männliche Blüten auf schlanken Stielen mit Staubgefäßen und weibliche Blüten mit der Narbe auf Stielen mit einer Verdickung, dem Fruchtknoten – aus dem sich, wenn die Befruchtung gelungen ist, die Kürbisfrucht entwickelt.
Die Befruchtung der gelben Speisekürbis-Blüten erfolgt vor allem durch Wild- und Honigbienen sowie Hummeln, die bereits früh am Morgen die begehrten Nektar- und Pollenquellen besuchen – auch wenn sie durch eine sich erst öffnende Blütenknospe schlüpfen müssen. Die zarten weißen Blüten von Flaschenkürbis-Pflanzen dagegen öffnen sich abends und erhalten nachts Insektenbesuch durch Nachtschwärmer.

Zur Erleichterung der Anbauplanung finden Sie im Folgenden eine Übersicht über die Kürbisgewächse und ihre Verwandten – entnommen aus dem Büchlein Die Plutzer kommen (mit Kürbis-Porträts, Permakultur-Anbau, Vermehrung und zahlreichen kreativen Kochvorschlägen)

Gattung: CUCURBITA / (Speise-)Kürbisse

Art: Cucurbita ficifolia Bouchè / Feigenblattkürbis
Heimat: Mittel- oder Südamerika
Sorte: z.B. Siamesische Kugel

Art: Cucurbita maxima Duch. / Riesenkürbis
Heimat: Südamerika
Sorten: z.B. Hokkaido, Turbankürbis, Hubbard, Banana, Atlantic Giant, Gelber Zentner, Rouge vif d’ Etampes …

Art: Cucurbita pepo L. / Gartenkürbis und Zucchino
Heimat: Mittelamerika
Sorten: z.B. Ölkürbis, Spagettikürbis, Patisson, alle Zucchini-Sorten, Eichelkürbis, Halloween-Kürbisse, Sweet Dumpling, Zierkürbisse …

Art: Cucurbita moschata Duch. ex Poir. / Moschuskürbis
Heimat: Mittelamerika und Südamerika
Sorten: z.B. Muskatkürbis, Butternuss, Trombolino, …

Art: Cucurbita mixta syn. argyrosperma Pang. / Ayote-, Silbersamen-, Hopi-Kürbis
Heimat: Mittelamerika
Sorten: z.B. Pepita, Gestreifter Cushaw, …

Gattung: LAGENARIA / Kalebassen, Flaschenkürbisse

Art: Lagenaria siceraria Ser. / Kalebasse
Heimat: Afrika
Sorten: z.B. Herkuleskeule, Weinheber, Korsischer Teller, Amphore, Dinosaurier-Keule, …

Gattung: CUCUMIS / Zuckermelonen und Gurken

Art: Cucumis melo L ./ Zucker- und Honigmelonen
Heimat: Asien
Sorten: Cantalupo di Charentais, Hale`s Best, Taschenmelone, Rankenpfirsich, Schlangen- oder Armenische Gurke, …

Art: Cucumis metuliferus E. Mey ex Schrad.
Heimat: Asien
Sorten: Stachelmelone, Gehörnte Afrikanische Gurke, Igelkürbis

Art: Cucumis anguria L.
Heimat: Asien
Sorten: z.B. Westindische Gurke, Schlangengurke, Antillengurke

Art: Cucumis sativus L. / Gurken
Heimat: Asien
Sorten: z.B. Cornichons, Delikatess, Russische, Znaimer, Zitronengurke, Tanja, …

Gattung: CITRULLUS / Wassermelonen

Art: Citrullus lanatus Matsum. et Nakai / Wassermelonen
Heimat: Afrika
Sorten: z.B. Crimson Sweet, Charleston Gray, …

Gattung: BENINCASA / Wachskürbisse

Art: Benincasa hispida Cogn. / Wachskürbisse
Heimat: Asien
Sorten: z.B. Chinesischer Wachskürbis, Chinesische Wintermelone

Weitere kletternde Kürbis-Verwandte sind:

  • Cyclanthera explodens, Explodiergurke. Ihre keulenförmigen Früchte platzen, wenn sie ausgereift sind, und schleudern die Samen nach hinten fort.
  • Cyclanthera pedata, Scheingurke, Kreismännchen, Exotische Spitzgurke, eine gurkenähnliche essbare Kletterpflanze fürs Freiland, die auch für feucht-kühles Klima geeignet ist. Mit ihrer Wuchsfreudigkeit und ihrem sehr hübschen feingliedrigen Laub macht sie dichte hängende „Teppiche“. Eine ausgezeichnete und problemlose Lauben-Pflanze.
  • Echinocystis lobata, Kletternde Igelgurke, nicht essbare kleine Früchte, sehr dekorativ
  • Echinocystis wrightii, Stachelgürkchen, ebenfalls nicht essbare hübsche Kletterpflanze
  • Luffa cylindrica / aegyptiaca, Luffa-Gurke, Schwamm-Gurke, der bekannte pflanzliche Badeschwamm-Ersatz. Die Pflanze kommt aus Indien und ist in unseren Breiten glashausbedürftig! Luffa acutangulata ist etwas robuster.
  • Momordica charantia, Bittergurke, Balsambirne. Die Kletterpflanze mit den hübschen und jung essbaren Früchten kommt in den subtropischen Gebieten Asiens und Afrikas vor und wird dort in der Volksmedizin verwendet.
  • Sicyos angulatus, Haarkelch, mit wolligen Gürkchen
  • Trichosanthes cucumerina, Haarblume, Schlangengurke. Die langgezogene gurkenähnliche Frucht wird in Indien häufig als Gemüse verwendet. Auffallend schön sind die weißen Blüten, die an Federnelken erinnern.
  • Secchium edule, Chayote, Cristofine. Ursprünglich eine Indio-Pflanze, hat sie sich auf alle Erdteile ausgebreitet und ist in warmen Gegenden ein wichtiges Nahrungsmittel für Mensch und Tier. Die Chayote ist mehrjährig, kann bis zu 30 m lang werden und Früchte mit insgesamt über hundert Kilo Gewicht tragen.
    Gegessen werden nicht nur die Früchte, sondern auch Blätter, Triebe und Wurzelknollen.
  • Ecballium elaterium, Spritzgurke, Eselsgurke. Südeuropäische Wildpflanze. Die Früchte sind ungenießbar, ja die gesamte Pflanze ist giftig. Die Pflanze schleudert ihre Samen bis zu 12 Meter weit.
  • Bryonia alba, „Weiße Zaunrübe“, und Bryonia dioica, „Zweihäusige Zaunrübe“. Die hübschen südeuropäischen Kletterpflanzen mit den glänzenden Blättern sind recht giftig.