von Marlies Ortner

Weidelaube
Heimische Wildpflanzen sind die „tragenden Säulen“ des Naturgartens, wie er heute verstanden wird – lebendige Weiden als Bau(m)werke eine geeignete Möglichkeit, Gartenräume zu schaffen, zu gliedern, zu gestalten oder einzufrieden. Und: Weidenworkshops sind einfach ein spannendes und lustiges „Gartenfest der anderen Art“.
Weiden waren seit urdenklichen Zeiten wichtige Nawaros, die in Garten. Haus- und Landwirtschaft eingesetzt worden sind.
Die Urform des Gartenzauns, aus Weidenruten geflochten, hat dem Garten sogar seinen Namen verliehen: Aus „Gert“ (althochdeutsch für Gerte, Weidenrute) ist der heutige „Garten“ entstanden. Auch im lateinischen Wort „hortus“ steckt dieselbe (Weiden-)Wurzel.
Zahlreiche Weidenarten (botanisch Salix) sind heimische Wildpflanzen und daher im Naturgarten willkommen: Palm=Salweide, Silberweide, Reifweide, Purpurweide, Bruchweide, Ohrweide, Rosmarinweide, Hanfweide, Lavendelweide, Lorbeerweide, Mandelweide und wie sie alle heißen. Die schlechte Nachricht dazu: Sie sind, auch von Botanikern/innen, nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden. Die gute Nachricht: Mit allen Weidenarten, ob gelb, rot oder grau, kann man bauen und flechten, auch wenn man ihren botanischen Namen nicht kennt.
Die biegsamste Weide ist die Korbweide (Salix viminalis), von Generationen von KorbflechterInnen ausgelesen.
Kopfweiden sind keine eigene Weidenart, sondern sozusagen Kulturpflanzen: Es sind seit vielen Jahren beerntete Weidenbäume mit verdicktem „Kopf“, aus dem immer wieder neue Triebe sprießen. Man findet sie heute noch manchmal an feuchten Plätzen in der Umgebung von Bauernhöfen, wo noch Körbe geflochten werden. Kopfweiden mit ihren zahlreichen Höhlungen sind sehr wertvolle Wohnungs- und Nahrungspflanzen für allerlei Tiere, Mikroorganismen und Pflanzen und machen auch im Naturgarten eine gute Figur.
Die Weide hat phänomenale Lebenskräfte: Ein Stamm- oder Aststück kann, in die feuchte Erde gesteckt, Wurzeln, Blüten und Blätter bilden und wieder zu einer kompletten Pflanze werden, die in den nächsten Jahren wieder als Baum zum Himmel wächst.
Die beste Zeit zum Bauen mit Weiden ist zweifellos das Frühjahr – NACH der Weidenblüte -, aber auch jede andere Jahreszeit ist geeignet – außer bei Minusgraden und wenn der Boden gefroren ist.
Baumaterial sind Steckhölzer, also ein- bis mehrjährige Zweige, Äste und Stämme von einer oder mehreren Weidenarten (Die Dicke hängt von der Art des Bauvorhabens ab – siehe dort.). Weidenmaterial zum Schneiden findet man auf feuchten Plätzen, an Ufern und Waldrändern. Weiden kann man – wenn das Einverständnis der Grundbesitzer gegeben ist – immer schneiden, außer während der Blütezeit der Weidenkätzchen im Frühling: Jetzt haben die Bienen Vorrang!
Wenn die gepflanzten Weidensteckhölzer anwachsen sollen, verwendet man entweder frisch geschnittene Äste, oder man muss die unteren Enden bis zur Pflanzung, z.B. in einer Tonne oder im Gartenteich, wie Schnittblumen „einfrischen“.
Die eingewässerten Äste können nach einiger Zeit im Wasser Wurzeln bilden (bewurzelte Steckhölzer). Bei vorsichtigem Umgang mit den zarten Wurzeln können sie in einem entsprechend großen Pflanzloch weiter wachsen.
Bereits trockene Ruten kann man zwar nicht wieder lebendig machen, aber biegsam – was zum Bauen und Einflechten wichtig ist. Dazu legt man sie als Ganzes einige Tage lang in den Gartenteich.
Welches Werkzeug und welche Materialien braucht man außer den Weiden? Für durchschnittliche Bauvorhaben im Hausgarten genügen ein Erdbohrer oder eine gute Bohnen-Setzstange – die Pflanzlöcher sollen 40-60 cm tief sein! -, Spaten, Schaufel, Krampen, Baumschere, Säge, Schubkarre, verschiedene Schnüre und Seile, die langsam verrottende Koskosschnur, Messer, Spanngurte o.Ä., Gießwasser, Gießkanne und Gartenschlauch; evtl. Stahlrohre.
Was können wir im Hausgarten aus Weiden bauen?Siehe hier
- Zäune. Von der „symbolischen“ Abtrennung durch Weidenbögen bis zum
kräftigen Flechtzaun mit lebenden Zaunpählen ist alles möglich. - Garten-Raumteiler, Beetbegrenzungen, Spaliere, Kletterwände. Sie sind
selbst lebendig, lassen sich aber auch von anderen Pflanzen beklettern. - Pergolen, Lauben, Tipis, „Hauskörbe“ und „Korbhäuschen“, ….
- Gartenmöbel: Bänke, Sessel, Tische, …
- Bögen, Wandelgänge, Tunnels, …
- Behälter, Staudenringe (zum Aufbinden), Himbeergerüste, …
- Spiel- und Klettergeräte, Phantasietiere, …,
- Gartenkunst: Türme, Riesenspinnen und Dome, …
- oder eine Kombination von all dem.
An die Wurzeln denken. Wenn die Weidensteckhölzer anwurzeln, werden sie konkurrenzschwächeren Pflanzen (und das sind nahezu alle!) mit Erfolg den Wurzelraum streitig machen, sie schwächen oder aushungern. Bei der Planung lebendiger Weidenstrukturen soll man das mit bedenken.