von Marlies Ortner
Gartenelemente, die das Gemüseland unterstützen, „füttern“ und gesund erhalten, sind rund um die Beete erforderlich. Einige dieser typischen Bausteine eines gut funktionierenden und leicht zu bewirtschaftenden Permakultur-Gartens werden hier vorgestellt.
Wege
Sie machen das Gemüseland zugänglich, ermöglichen das Verteilen von Nährstoffen und das Einsammeln der Ernte. Da Wege die Gartenbewirtschaftung nicht nur erleichtern, sondern auch Pflege erfordern, werden sie nur im erforderlichen Ausmaß angelegt. Einfache Gartenwege sollten 60-80 cm breit sein, sie sollten steile Hänge in Serpentinen erschließen – damit die Schubkarre mitfahren kann – und so gestaltet sein, dass sie selbst Lebensraum für allerlei Tiere und Pflanzen sind.
Wege können für eine Saison oder dauerhaft angelegt werden. Zwischen den Beeten ausgelegte Bretter bzw. Grasmulch oder Mähwege in der Blumenwiese sind kurzfristige Lösungen. Dauerhafter sind Wege, die mit Schotter oder Holzhackgut/Hackschnitzeln gefüllt oder mit Steinplatten bzw. Klinkerziegeln gepflastert werden.
Einrichtungen für das Gießwasser
Bei der Beetplanung ist die Versorgung des Gemüselands mit Gießwasser mit zu berücksichtigen: Wird Regenwasser in Tonnen, in einer Zisterne, in Wassertanks und/oder in einem Teich gesammelt und gespeichert? Wo wird das Regen-, Brunnen- oder Leitungswasser von der Sonne erwärmt und wie wird es verteilt? Wird von Hand gegossen oder tropfbewässert? Auch die kluge Ausnutzung natürlichen Gefälles und/oder ein ökologisch sinnvoller Einsatz von Pumpsystemen, mit Sonnen- oder Windenergie angetrieben, sind Gegenstand der Überlegungen.
Der ober- oder unterirdische Wasserspeicher sollte an einem möglichst hoch gelegenen Punkt des Grundstücks eingerichtet werden. Ein kleiner Speicherteich erfüllt willkommene Mehrfach-Aufgaben. Wichtig ist, ein Grobfilter für Laub und andere Feststoffe vorzuschalten, damit unerwünschter Nährstoffeintrag und in der Folge Überdüngung im Teich hintan gehalten werden.
Von diesem erhöhten Speicherteich kann mittels Tropfbewässerungs-Schläuchen das gesamte Gemüseland bequem und ohne Fremdenergie mit Wasser versorgt werden. Ebenso kann eine Toilette mit Spülwasser beliefert werden, sofern das WC tiefer liegt. Ehemalige Senkgruben und Silos können ebenfalls (mit einem vorgeschalteten Sandfilter) als Wasserspeicher dienen.
Als Regentonne fungieren ausrangierte Holzfässer oder ausgediente Stahl- oder Kunststoffbehälter, ausgenommen solche, die mit Erdölprodukten oder giftigen Stoffen gefüllt waren. Mehrere Fässer nebeneinander, durch ein Rohr oder einen Schlauch verbunden, vergrößern den Wasservorrat erheblich.
Zäune
Sie schützen das Gemüseland vor unerwünschten Eindringlingen: vor Wildtieren (Rehe und Hasen schätzen zarte Leckerbissen), vor Nutztieren (Hühner scharren Jungpflanzen aus, Enten ernten Salat, Ziegen machen mit nahezu allen Kulturpflanzen kurzen Prozess), vor Rasenmähern, Mähbalken, Sensen, Traktoren und „Ordnung liebenden“ aber ahnungslosen Mitmenschen…
Zäune kann man kaufen, aber auch selber machen: den Flechtzaun aus Weiden- oder Haselruten, den Palisadenzaun aus in den Boden gerammten Rund- oder Halbrundhölzern, die Benjes-Hecke aus wallförmig aufgetürmtem Astschnitt oder den lebenden Zaun aus dicht gepflanzten (dornigen) Wildsträuchern.
Weitere unterstützende Garten-Elemente
…sind Geflügelhof, Humustoilette, Biomeiler, (Anlehn-)Gewächshaus, Erdkeller und Erdmiete, Sitzplätze und Laube, Klettergarten,… und Kompost-Anlage.
Nützlingsbiotope als Elemente von Permakultur-Gärten
Erst durch das Zusammenwirken unterschiedlicher naturnaher System-Elemente werden die Gemüsebeete Teil eines harmonischen und funktionierenden Ganzen. Die Gefahr, dass unsere empfindlichen Kulturpflanzen von Epidemien hinweg gerafft oder von unerwünschten Mitbewohnern verspeist werden, wird durch die „biologischen Mitarbeiter“ hintan gehalten, die in den Nützlings-Biotopen Nahrung, Schutz, Wohnung und Brutplatz finden.
Abgesehen von der Nützlichkeit der Wildpflanzen und Wildtiere für den Gemüsebau sollen Permakultur-Gärten aber auch Orte sein, an denen Wildpflanzen und Wildtiere wegen ihres Werts an sich Asyl finden und gern gesehene Gäste sind.
Mit dem Einfügen der beschriebenen naturnahen Elemente schaffen wir die Voraussetzungen, dass Wildpflanzen und Wildtiere unsere Einladung annehmen können, in unserem Garten zu Gast zu sein oder zu wohnen. Je artenreicher unser „Ökosystem Garten“ wird, desto stabiler und widerstandsfähiger wird es sein. Und desto eher ist es in der Lage, sich selbst und uns trotz Klimaänderung und neu eingewanderter Pflanzen und Tiere mit Nahrung zu versorgen.
Obstgarten
Großkronige hohe Obstbäume und die dazugehörige extensiv bewirtschaftete Obstwiese sind wertvolle und artenreiche Biotope, in denen sich Singvögel, Fledermäuse, Amphibien und Insekten aufhalten, ernähren und ihre regulierende Wirkung auf das Ökosystem Garten entfalten.
Hochstamm-Obstbäume alter Sorten bieten auch Nistplätze für eine reiche Vogelwelt und sorgen ganzjährig für ihre Mitbewohner. Besonders wertvoll sind in die Jahre gekommene und teilweise abgestorbene Bäume mit ihren Astlöchern und ihrem Insektenreichtum. Sie können auch Kletterpflanzen als Rankhilfe dienen.
Trockenbiotope
Feuchtbiotope
Jedenfalls gehört eine, wenn auch noch so kleine, offene Wasserfläche, am besten ein Gartenteich, in jedes Permakultur-Gartensystem. Benötigen doch alle Helfer, ob Bienen, Schmetterlinge, Vögel, Kröten oder Igel, Trinkwasser und zahlreiche Pflanzen- und Tierarten der Feuchtzonen können das Ökosystem Garten bereichern. Wo ein Gartenteich nicht möglich ist, kann ein Wassergraben oder eine Sumpfzone Ersatz bieten. Oder einige Wasserpflanzen wachsen in einem mit Wasser gefüllten Gefäß und erhalten Besuch von Libellen und Käfern.
Wildsträucher-Hecken
Vögel, Igel und die vielen nützlichen Insekten wohnen am liebsten dort, wo sie Schutz, Nahrung und Nistplätze finden: in Gebüschen, Hecken und am naturnahen Waldrand.
Eine große Vielfalt an heimischen Wildsträuchern bedeutet eine wesentliche Bereicherung des Ökosystems Garten, bietet sowohl für Menschen als auch für Wildtiere eine willkommene Ergänzung des Speisezettels und ist noch dazu in jeder Jahreszeit erfreulich anzusehen. In einem dornigen Dickicht sind brütende Singvögel vor Feinden sicher und finden ein ganzjähriges Nahrungsangebot vor.
Eine Wildsträucherhecke ist mehr als ein Zaun – ihre großartige Mehrfachfunktion besteht außerdem aus Wind- und Staubschutz, Schattenspende, Arzneimitteln und Wildobst, Brenn- und Bauholz, Mulch-materialien, Bodenbefestigung, Vogel- und Schmetterlingsnahrung, Igelwohnung, Augenweide… – jede Hecke ist eine Randzone, die eine große Vielfalt ermöglicht, die ein unglaubliches Wachstumspotenzial beinhaltet und sich zum Beobachten und Lernen an der Natur anbietet.
Baumgruppen, „Wäldchen“
Heimische Waldbäume bereichern größere Gärten auf mehrfache Weise: Sie sind Lebensraum für Vogelarten wie Käuzchen oder Spechte und andere Tierarten wie Eichhörnchen oder… Sie spenden Ressourcen: Astholz, Arzneimittel, Laub, Reisig, Zapfen, Bienennahrung. Sie ermöglichen vielfältige Naturerlebnisse, schenken menschliche Nahrung, bauen Humus auf und sind die erfolgreichsten Klimaschützer, Sauerstofffabriken und Luftbefeuchter, die wir kennen.
In ihrem Schutz wachsen die „Frühblüher des Laubwalds“ und andere wertvolle Schattenstauden.
Blumenwiese (Magerwiese)
Wiesenstücke auf nährstoffarmem, lockerem Boden geben einer Vielfalt heimischer Kräuter und Blumen Lebensraum. Diese wiederum holen eine Vielfalt an Insekten in den Garten – im Gegensatz zu nähr-stoffreichen Wirtschaftswiesen auf verdichteten Böden, auf denen die Gräser die Kräuter und Blumen verdrängt haben; und im Gegensatz zu kurz geschorenem, artenarmem Rasen.
Blumenwiesen werden in der Fachsprache Magerrasen genannt. Sie stehen auf sonnigen bis halb sonnigen Standorten und werden 1-2 Mal im Jahr gemäht, frühestens Mitte Juli nach dem Blühen und Versamen der Wiesenkräuter – am besten mit der Sense oder auch mit dem Motormäher.
Der Grasschnitt wird getrocknet und als Tierfutter oder Einstreu, für den Erdäpfel-/Kartoffelanbau, als Mulch oder zum Kompostieren verwendet.
Wildblumenbeet
Mehrjährige heimische Wildblumen sind „pflegeleicht“, bieten Wild- und Honigbienen und anderen Insekten reichlicher Nahrung als manche Gartenblumen und können in Bezug auf Anmut und Farben-freude den Hochgezüchteten durchaus das Wasser reichen. Je nach Bedarf setzen wir Schwerpunkte: Bienenfutterpflanzen, Hummelpflanzen, Schmetterlingsblumen, Raupenfutterpflanzen,…
Insektenhotel
Dieser Wohnraum aus zweiter Hand dient Wildinsekten, vor allem Wildbienen, als Brutplatz. Stücke von Holzstämmen und Ästen, Hohlziegel, Stroh- und Schilfrohr-Bündel und andere Naturmaterialien werden mit Hilfe von Lehmmörtel zu einer nach Süden ausgerichteten Wand aufgemauert. Zuvor werden ins Holz eine Menge Löcher gebohrt, die speziell von den Wildbienen gerne als Bruthöhlen angenommen werden. Auch im Lehmmörtel nisten sich allerlei nützliche Insekten ein und die Stroheinlagen dienen Schlupfwespen und Hornissen als gutes Baumaterial. Ein Insektenhotel ist eine gute Möglichkeit zum Beobachten der meist unbekannten Insektenwelt.
Wildbienen, Hummeln und Holzbienen sind eifrige Bestäuber, die sich im Garten nützlich machen. Damit sie genügend Pollen finden, sollten wir ihnen ein Wildblumenbeet und artenreiche Kräuterbiotope anbieten.
Laub- und Totholz-Haufen; Benjes-Hecke
Nicht zu verwechseln mit der nährstoffreicheren und dichteren Kompost-Miete sind Laub- und Totholz-Haufen an halbschattigen bis schattigen Plätzen wichtige Nützlings-Biotope, die als Igel- und Kröten-quartier und als Rückzugsgebiet für Käfer, Blindschleichen und Schlangen dienen.
Benjes-Hecken (benannt nach ihrem Erfinder Hermann Benjes) sind lockere Wälle aus Baum- und Astschnitt, in deren Schutz Sämlinge von Heckensträuchern und -bäumen keimen und heranwachsen können und den Wall schließlich „durchgrünen“.
Wildniszone
Wildniszonen einzurichten, ist der wichtigste Beitrag der Permakultur-GärtnerInnen für das Überleben des Lebens auf dem Planeten Erde.
Gab es früher naturnahe Kulturlandschaftsteile wie Feldraine, Waldränder, Feldgehölze, frei wachsende Hecken, naturnahe Wälder, ungedüngte und nährstoffarme Wiesen, Lesesteinmauern und -haufen, verschiedenartige naturbelassene Feuchtbiotope, Uferzonen und Auen sowie einen großen Flächen-anteil an echter Naturlandschaft, so haben wir heute den größten Teil dieser Naturreste verloren – dem Profit oder dümmlichem Reinlichkeitsstreben geopfert. „Mais bis zu den Kiemen der Fische“ ist der Regelfall im Tal, ergänzt um „Fichtenstangen-Äcker“ am Hang. In den Gärten repräsentiert ein Liguster-Streifen, der ständig sauber beschnitten sein muss, die Natur – abwechselnd mit Thujen.
Hier setzt die Permakultur gezielt an. Kein Garten ist so klein, dass er nicht an einem geeigneten Platz einen natürlichen „Schutzraum“ enthalten könnte, für verdrängte Wildpflanzen, für Singvögel und allerlei andere Tiere.
Diese BEnergie-Elemente im Permakultur-Gartenereiche nennen wir „Wildniszonen“. Auf großen Grundstücken können sie heranwachsende Waldflächen sein und in kleinen Gärten Hecken-Zonen, die verwildern dürfen und der natürlichen Vielfalt das Einwandern und Unterschlüpfen ermöglichen.
Wichtig ist, für die Wildniszone einen Grundstücksteil mit nährstoffarmem Boden auszuwählen. Nur dann kann Vielfalt entstehen. Die zukünftige Wildniszone soll außerdem an einem möglichst ruhigen Platz liegen und mindestens 15% der Gesamtfläche umfassen. Nach dem „Start“ (Geländemodellierung und Bepflanzung) soll die Wildniszone nicht mehr verändert, betreten und genutzt werden. Beobachtung der Entwicklung von außen – zum ökologischen Lernen – ist dagegen erwünscht.
Energie-Elemente im Permakultur-Garten
Wasserrad, Stoßheber (Widder), Savonius-Rotor und andere Windräder, Fotovoltaik und passive Sonnenenergie-Nutzung für Warmwasser, Solar-Trockner und Solar-Kocher können in Selbst-versorgungsgärten gute Dienste leisten. Siehe Literatur.