von Marlies Ortner

 

Trockenbiotope sind nährstoffarme und trockene Standorte, die aus Steinen, Sand, Schotter und wenig magerer Erde gebaut werden.

Sie sind „pflegeleicht“ und multifunktional, also gleichzeitig

  • ganzjährig schön anzuschauen,
  • anfängerfreundlich und mit wenig Aufwand zu bewirtschaften,
  • Sitz-, Ruhe-, Beobachtungs-, Arbeitsplatz und Treffpunkt für Menschen,
  • von vielerlei Tieren besucht, die hier Nahrung finden,
  • unverzichtbare Lebensräume für Nützlinge,
  • wesentliche Elemente von Selbstversorgungsgärten, die viele Arten essbarer und heilsamer Kräuter beherbergen (können) und
  • geschützte Räume für Wärme liebende Obst- und Gemüsepflanzen.

Zahlreiche Gewürz-, Heil-, Duft- und Teekräuter fühlen sich in nährstoffarmen, warmen und trockenen Biotopen wohl.
Mit ihren duftenden Blüten erfreuen sie nicht nur uns, sondern locken auch eine Vielzahl bestäubender Insekten an, die wiederum anderen Insekten, Vögeln oder Amphibien als Nahrung dienen.

Steine, vor allem dunkle Steine, sind ausgezeichnete Wärmespeicher, die gerade in kühleren Gebieten Wärme liebenden und langsam reifenden Pflanzen das Wachsen erleichtern (Kachelofen-Effekt). Steinbiotope können deswegen empfindlichen Obst- und Gemüsepflanzen einen geschützten Raum bieten und „Sonnenfallen“ bilden.
Zwischen den Steinen leben nicht nur die Wurzeln der Kräuterpflanzen. Auch Laufkäfer und viel andere Insekten, Kröten, Eidechsen und Schlangen haben hier ihre von der Sonne geheizte Wohnung. Diese Tiere sind fleißige Helfer, die zur Regulierung unerwünschter Gartenmitbewohner beitragen.

Kräutererde kann man selber mischen, aus:

  • Maulwurfserde
  • Sand
  • Komposterde

Trockenbiotope können sehr klein sein, z. B. mit Sand und Steinchen gefüllte flache Pflanzgefäße auf dem Balkon oder auf dem Gartentisch, – oder sehr groß, z. B. (Teile von) Parkanlagen, privaten Naturgärten oder Besuchergärten.
Denn 80% der heimischen Wildpflanzenarten – und damit die Tierarten, die von ihnen leben – sind an nährstoffarme Lebensräume gebunden, die aber großteils aus der Kulturlandschaft verschwunden sind.
Gärten und Grünanlagen können diese Verluste zwar nicht ersetzen, aber uns die Verluste vor Augen führen und „Werbung machen“ für die bedrohte Vielfalt. Von kleinen Inseln in Gärten und Parks ausgehend können Wissen und Verständnis bei manchen Menschen wieder wachsen und Veränderungen in der Landschaft „draußen“ vorbereiten.

Einige Beispiele für Trockenbiotope:

Kräuterspirale
Auf einen Schotterkegel windet sich eine Trockensteinmauer spiralförmig hinauf. Das dabei entstehende, ebenfalls spiralförmig gewundene Beet wird mit magerer Kräutererde verfüllt und mit Gewürzkräutern bepflanzt. Durch den besonders guten Wasserabzug und die wärmenden Steinmauern ist die Kräuterschnecke ein guter Wohnort für Mittelmeerkräuter, oder für Wildbienen- und Schmetterlingsblumen.

Kräuterhügel
Ein Kräuterhügel besteht aus denselben Materialien wie eine Kräuterspirale, ist aber nicht „geformt“. Die Kräuterpflanzen setzt man in Pflanzlöcher, die man mit Kräutererde füllt.

Kräuterterrassen
Sie sind ideale Kräutergärten für Hanglagen und werden am besten oberhalb eines den Hang querenden Weges angelegt. Sie bestehen aus Trockensteinmauern, die sich an den Hang anlehnen und mit Schotter verfüllt werden. Die Kräuterpflanzen setzt man in den Schotter in Pflanzlöcher, die man mit Kräutererde füllt. Die Kräuter sind hier besonders leicht zu ernten.

Steinschlichtungen
Auch Steinschlichtungen in beliebiger Form können Wohnraum für allerlei Tierchen und „Gefäße“ für Kräuterpflanzen und Wildblumen sein.

Wege und Plätze
Sie können geschottert, gekiest oder gepflastert sein (Steinplatten in Sand verlegt). An ihren wenig begangenen Rändern werden trockenheitsverträgliche Wildblumen und Kräuter angesiedelt. Trittfeste Pflanzen wie Quendel oder Fetthennen-Arten besiedeln auch begangene Flächen.

SchotterbeeteGründach
Nach Oberbodenabtrag wird Schotter unterschiedlicher Körnung zu einem sanften Hügel aufgeschüttet. Pflanzlöcher werden mit Kräutererde gefüllt und mit standortgerechten Wildblumen und/oder Kräutern bepflanzt.

Magerwiese
ist die fachgerecht angelegte, langlebige nährstoffarme Blumenwiese, bestehend aus heimischen Gräsern und Kräutern und der dazu gehörigen Insektenvielfalt. Ihre Vorbilder sind die alpinen reich blühenden Magerrasen. Meist muss dazu der Oberboden entfernt werden, gesät wird in den aufgelockerten und evtl. mit Sand/Schotter angereicherten Unterboden. Während der Halbtrockenrasen 1-2 Mal im Jahr gemäht werden muss, bleibt der (noch magerere) Trockenrasen von sich aus recht kurz.

Schotterrasen
Schotter und/oder Kies auf Unterboden (nach Oberbodenabtrag) ist der Lebensraum für zahlreiche heimische Gräser und Kräuter, die in der Kulturlandschaft ihren Lebensraum verloren haben. Sie werden den Schotter nicht ganz bedecken können und erzeugen kein „saftiges Grün“. Aber dafür ist diese „Wiese“ pflegefrei, befahrbar und begehbar. Denn die Wurzelräume der Pflanzen können durch die Kanten des Schotters nicht zusammengedrückt werden. Die ideale Begrünung für Parkplätze, Spielplätze und häufig begangene Wege.

Trockenbach
Er ist ein mit Natursteinen ausgelegtes künstliches Bachbett, das nur nach Regenfällen (z.B. gespeist aus dem Überlauf der Regentonne) Wasser führt. Die Ufer des Trockenbachs werden mit Trockenheit tolerierenden Wildstauden bepflanzt.
Für Übergänge zu Feuchtbiotopen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt – z. B. kann der Trockenbach in eine Sumpfzone münden.

Gründach
Das extensive Gründach ist ein Zuhause für die „Extremisten“ der heimischen Flora, die eine mannigfaltige Wildbienen-, Käfer-, Insekten- und Vogelwelt anziehen. Eine magere und doch Wasser speichernde Substratmischung auf dem Flachdach macht es möglich.

Einige bewährte mehrjährige Wildblumenpflanzen für Trockenbiotope:

  • Acker-Glockenblume
  • Akelei-Arten
  • Büschel-Nelke
  • Dauerlein
  • Dost
  • Echtes Johanniskraut
  • Echtes Labkraut
  • Esels-Distel
  • Färber-Kamille
  • Feder-Nelke-Arten Gründach
  • Fetthennen-Arten
  • Fingerkraut-Arten
  • Flockenblumen-Arten
  • Gemeines Leinkraut
  • Gras-Schwertlilie
  • Hauswurz-Arten
  • Heide-Nelke
  • Heil-Ziest
  • Herzgespann
  • Hundszunge
  • Karthäuser Nelke
  • Klatschmohn
  • Kl. Gelber Fingerhut
  • Knäuel-Glockenblume
  • Knolliges Mädesüß
  • Königskerzen-Arten
  • Kugeldistel
  • Leimkraut-Arten
  • Löwenmaul
  • Mannstreu-Arten
  • Mauerpfeffer-Arten
  • Moschus-Malve
  • Natterkopf
  • Ochsenauge
  • Ochsenzunge
  • Odermennig
  • Orangeblüt. Habichtskraut
  • Pfingstnelke-Arten
  • Pimpinelle/Kl. Wiesenknopf
  • Quendel
  • Quirlblütiger Salbei
  • Rauer Alant
  • Rosen-Malve
  • Rundbl. Glockenblume
  • Schwertblättriger Alant
  • Seidenhaar-Habichtskraut
  • Seifenkraut
  • Skabiosen-Arten
  • Steinbrech-Felsennelke
  • Steinsame
  • Trauben-Hyazinthe
  • Thymian-Arten
  • Wegwarte
  • Weinbergs-Lauch u.a.
  • Wiesen-Glockenblume
  • Wiesen-Margerite
  • Wiesen-Salbei
  • Wilde Karde
  • Wilde Möhre
  • Wirbeldost