„Mein Stück(chen) Land arbeitet für den Klimaschutz“ Teil 1: Wildblumenbeete statt Pflaster und Rasen
von Marlies Ortner

 

Mit je einem Großhirn ausgestattet, können alle die Menschen, die im Wohlstand leben und dadurch Wahlmöglichkeiten haben, durch einen geeigneten Lebensstil das Klima schonen, indem sie MÖGLICHST WENIG CO2-Äquivalente (Kohlendioxid, Methan, NOx, FCKW, …) in die Luft jagen. Permakultur gibt dafür
konkrete Anleitungen für alle Lebenslagen.
Das Klima schützen können wir als tierisch lebende Wesen, die mit jedem Atemzug Sauerstoff verbrauchen und CO2 freisetzen, aber SELBER nicht. Das müssen wir von Pflanzen und Mikroorganismen tun lassen

Die wahren Klimaschützer sind weltweit grüne Pflanzen (einschließlich pflanzlicher Meeresalgen) und die Lebensgemeinschaften der Feuchtgebiete und des Humus. Sie holen „unser“ CO2 wieder aus der Luft und ziehen es aus dem Verkehr, indem sie es langfristig in Form von Kohlenstoff in organische Masse einlagern
(z.B. im Holz, im Torf oder im Dauerhumus) – und dabei Sauerstoff und Wasserdampf freisetzen.

Die INITIATIVE BLATTWERK begleitet dich/Sie gerne bei der Umwandlung deines/Ihres Stück(chens) Land in einen klima-aktiven Grünraum, der weit mehr Kohlendioxid bindet als er (durch seine Bewirtschaftung) produziert.

Lass/Lassen Sie Ihr Stück(chen) Land für den Klimaschutz arbeiten!
Denn: „Es geht nicht nur darum, wie viele Tonnen CO2-Äquivalente wir einsparen, sondern darum, dass wir unsere ethische Verantwortung wahrnehmen.“ (Robert Unglaub, Landschaftsplanungsbüro ArchiNoah, Mitbegründer der Initiative Blattwerk)

In dieser Serie machen wir praktische Umwandlungsvorschläge für mehr Klimafreundlichkeit Ihres/deines Stück(chen)s Land und beginnen mit Beispielen für Wildblumenbeete, die einen Teil des Pflasters und/oder Rasens ersetzen.
Diese „Verwandlungen“ sorgen auch für mehr Robustheit, Vielfalt, Buntheit, Lebendigkeit, Düfte und Ernten auf dem eigenen Stück(chen) Land, machen aber wenig zusätzliche Arbeit.

Wenn nichts anderes vermerkt ist, beziehen sich die Vorschläge auf sonnige bis halbsonnige Standorte. Alle Bau- und Bepflanzungsvorschläge gründen sich auf Jahre lange Erfahrungen der Autorin. Die erwähnten Pflanzen sind durchwegs winterhart, mehrjährig und meist langlebig. Einige sind zweijährig.

1. KALKARMES WILDBLUMEN-SCHOTTERBEET (SILIKATGESTEIN)
Oberboden abtragen und sinnvoll verwerten. Gröberen und/oder feineren kalkarmen (Wand)Schotter aus der Region mit Feinanteilen (bevorzugt Baustellen-Reste) mindestens 25 cm hoch einbringen und modellieren. Nach Geschmack mit einzelnen Findlingen oder großen Bruch- oder Flusssteinen ergänzen. In diesem nährstoffarmen Trockenbiotop kommen pflanzliches Leben, aber auch die bestäubenden Schmetterlinge als prächtig gefärbte Besucher besonders gut zur Geltung.
Hier blühen der heilkräftige Odermennig, dessen Klettfrüchte mit Widerhaken ausgestattet sind und sich die Mobilität der Besucher/innen zunutze machen; das zarte Zittergras, der leuchtende Klatschmohn und einige der prächtigen Federnelken, denen die Kargheit ihrer Umwelt anscheinend nichts anhaben kann – ebenso wie das Orangeblütige Habichtskraut.
Obwohl besonders der grobe Schotter sehr abweisend wirkt, ist er doch willkommenes Daheim für mancherlei tüchtige Pflanze, zum Beispiel für die hübsche Taubenskabiose, die ihre lange Pfahlwurzel in die Steinspalten hinunter sendet. Oder den zarten Dauerlein, eine ausdauernde Verwandtschaft der Flachspflanze. Oder den Großen und Kleinen Fingerhut, die beide gelb blühen. Oder die beeindruckende Moschusmalve, die den ganzen Sommer lang ihre zartrosa Blütenbecher trägt. Hier sind auch die Pimpinelle (Kleiner Wiesenknopf) zu Hause, ein essbares Frühlings-Wildkraut, und der Sandthymian oder Quendel, der als Heilpflanze und als Gewürz genutzt wird; ebenso die mächtige Eselsdistel, die gut und gerne 2,5 m Höhe erreicht und zuerst von unzähligen Bienen und Hummeln besucht wird, später von Distelfinken und anderen Samen fressenden Singvögeln.
Ein hübscher gelb blühender Halbstrauch ist der Färberginster, der mit den rosaroten Köpfen des Dost kontrastiert, und zwei goldgelbe Fingerkraut-Arten, das Aufrechte und das Silber-Fingerkraut.. Auf diesem kargen Boden wachsen auch das heilkräftige sonnengelbe Johanniskraut, das nette Taubenkropf-Leimkraut (die „Klatschblume“, deren junge Triebe recht wohlschmeckend sind) und seine Verwandtschaft, das zart weiß blühende Nickende Leimkraut.
Sie alle leben offenbar nur von Sonne, Luft und Liebe, schieben aber ihre langen Wurzeln in den Steinspalten tief hinunter, bis sie auf Feuchtigkeit stoßen.

2. SAND-BEET (SILIKATGESTEIN)
Einer (sehr kleinen) Sandbank in einem trocken gefallenen Flussbett gleicht dieses Beet. Aufbau wie in Beet 1, aber mit Flusssand oder anderem (ungewaschenen) Sand oder feinem Kies. In diesem besonders nährstoffarmen Substrat wachsen ebenfalls die oben genannten Arten.
Zu Besuch kommen verschiedene Wildbienen, das Taubenschwänzchen und andere Schmetterlinge.

3. KALKSCHOTTER-BEET
Aufbau wie in Beet 1., nur mit Kalkschotter. Im Kalkschotter verliert sich die Feuchtigkeit besonders rasch. Die hier blühenden Pflanzen müssen daher auch Trockenheit gut ertragen können.
Wer blüht hier? Die Wilde Möhre, eine prächtige Futterpflanze für die Schwalbenschwanz-Raupe; das Ochsenauge mit seinen leuchtend gelben Blütensternen; die Gelbe Skabiose in edlem Cremeweiß und dazu kontrastierende Blaugras-„Igel“. Dazu die Hundszunge, deren Blütenstände so schön nach angebranntem Kuchen riechen. Ihren Namen hat sie aber von ihren Samen, deren Hüllen rau wie Hundszungen sind. Hier blühen auch die schöne Pfingstnelke mit ihrem süßen Duft und die dottergelbe Färberkamille, mit deren Blüten man Textilien und Ostereier färben kann. Auch die pinkfarbene Karthäuser Nelke und die prächtige stahlblaue Kugeldistel fühlen sich hier wohl, ebenso das anmutige Knollige Mädesüß und das prächtige Echte Labkraut. Auf diesem Beet sind sowohl Bienen- und Hummelpflanzen vertreten wie auch von Schmetterlingen bestäubte Blüten, deren langer Rüssel in die tiefen Kelche der Nelkenblüten taucht, um den Nektartropfen zu finden.

4. ALPINUM AUF KALK-SCHOTTER
Der feinste Genuss: Ein Alpenblumen-Beet wie in den Schotterhalden der Kalkalpen. Aufbau wie in Beet 3. Grundstücke ab 1000 m Seehöhe sind von Vorteil. Die Pflanzen und/oder Samen stammen samt und sonders von Spezialanbietern und werden unter keinen Umständen der Natur entnommen.
Als Erste im Frühling blühen die in schützende Wollhaare gehüllten Kuhschellen. Dann folgen bald Gämswurz, Alpennelke, Edelweiß und Alpenaster, danach kommen Silberdistel, Südalpenbartnelke und Spinnweb-Hauswurz. Nur Bergwandern ist noch schöner.

5. MITTELMEER-KALK-BEET
Dieses Beet beherbergt Kalk liebende Wildpflanzen aus dem Mittelmeerraum. Warme,
geschützte Plätze, die vor allem im Frühjahr und Herbst gut besonnt sind, sind zu
bevorzugen. Aufbau wie in Beet 3. Wegen der Steine, die die Sonnenwärme speichern,
gedeihen zahlreiche Wildpflanzen aus dieser Region, die bei uns meist als Würz-, Duft und Heilkräuter oder als Zierpflanzen gezogen werden.
Hier finden sich würziges Bergbohnenkraut, zart gefiederte Eberraute, heilkräftige
Weinraute und von Bienen umschwärmter Ysop neben blütenreichem Mutterkraut,
duftendem Lavendel und herbem Kretischem Oregano. Im Vordergrund sonnen sich
zarter Thymian und süße Griechische Bergminze, dahinter prangen Salbei und Spornblume.
Auch die Duftpflanzen Zitronenmelisse, Heiligenkraut, Currykraut und Zitronenthymian fühlen sich hier zu Hause.

6. SONNIGES LEHMBODEN-WILDBLUMENBEET
Dieses Beet baut man nach Oberbodenabtrag aus humusfreiem lehmigem Unterboden, der als Aushub bei allen möglichen Erdarbeiten in der näheren Umgebung anfällt. Frischer Unterboden ist (nahezu) frei von unerwünschten Samen und Wurzeln. Nährstoff liebende Wildpflanzen und viele BewohnerInnen der Halbtrockenrasen fühlen sich hier wohl. Möglichst unmittelbar nach dem Einbringen des Bodens und vor der Pflanzung wird mit Holzhackschnitzeln dick gemulcht.
Auffallende Schönheiten sind die Großblütige und die Schwarze Königskerze, die den Garten bewachen; geheimnisvolle Akeleien, in deren Blüten sich schwere Hummeln zwängen; die bezaubernden Blütengesichter der Rosenmalven; dunkelblauer Wiesensalbei, lilafarbener Quirlblütiger Salbei und pinkfarbener Heilziest. der von Bienen und Hummeln besucht wird. Hier erfreuen sich auch die Vormittag-Blüher Wegwarte (in Blau) und Wiesenbocksbart (in Gelb) ihres Lebens, ebenso einige weitere beliebte Wiesenblumen wie Wiesenmargerite, Wiesenlabkraut und Wiesenglockenblume. Der Steinsame dagegen fällt weniger durch seine Blüten auf als durch seinen interessanten Wuchs und im Herbst durch seine „Kieselsteinchen-Samen“.

7. HALBSCHATTIGES LEHMBODEN-WILDBLUMENBEET
Der Aufbau erfolgt wie bei Beet 6. Wildpflanzen des Waldrandes, der Heckensäume, aber auch die Frühblüher des Laubwaldes fühlen sich hier wohl.
Im Hintergrund thront der Waldgeißbart mit seinen creme-weißen Blütenrispen, daneben fühlen sich die Gelbe und die Akeleiblättrige Wiesenraute zu Hause. Alle drei erhellen mit ihren strahlenden Blüten jeden schattigen Winkel.
Das Schmalblättrige Weidenröschen trägt seine pinkfarbenen Kerzen zur Schau. Im Sommerschatten (am besten unter Laubbäumen oder -sträuchern) fühlen sich die Frühjahrsblüher Waldmeister, Bärlauch, Schlüsselblume, Immergrün, Lungenkraut, Buschwindröschen, Veilchen, Goldnessel und Leberblümchen
wohl. Auch der dunkelblaue Kriechende Günsel, der schwarz-rote Waldziest und drei Glockenblumen-Arten finden sich hier ein: Acker-, Pfirischblättrige und Nesselblättrige Glockenblume. Den schönsten Duft und das reichlichste Lila trägt wohl die Nachtviole bei.
Den Blütenreigen schließen der prächtige Klebrige Salbei, die aparte Braunwurz, die Gewöhnliche Goldrute – eine heimische Heilpflanze des Waldrandes –, das giftige aber wunderhübsche Maiglöckchen und die Gewürzpflanze Süßdolde.

8. SUMPF-BEET
Der Untergrund des kleinen ebenen Feuchtbiotops wird mit einem Folienrest, Bitumenpappe, Beton oder am besten mit gestampftem Lehm abgedichtet. Darauf wird das Pflanzbett aus Sand und Steinen aufgebaut. Gespeist sollte es mit Regenwasser werden. Das Sumpfbeet kann eine kleine und seichte offene Wasserfläche haben, die Lebensraum für leicht zu beobachtende Tiere ist, auch Badeplatz für Singvögel und an heißen Tagen Trinkwasserstelle für Schmetterlinge und Bienen: ein Ort der Naturbegegnung für uns Menschen.
Den Frühling im Sumpfbeet läuten Schneeglöckchen, Frühlingsknotenblume und Sumpfdotterblume ein. Später blühen Bachbunge, Bachminze, Zottiges Weidenröschen, Gilbweiderich, Pfeilkraut; Baldrian, Wasserdost, die gelbe Sumpf- und die leuchtend blaue Sibirische Schwertlilie. Ein besonderer Blickfang sind die hohen creme-weißen Blütenwolken des Echten Mädesüß,

9. WILDBLUMEN“BEET“ IN DEN PFLASTERRITZEN
Niedrig wüchsige anspruchslose BewohnerInnen sonniger Pflasterritzen sind zB alle Fetthennen-Arten, Quendel und Thymian, Wintermajoran und Sommer-Portulak. In (halb)schattigen und nicht so trockenen Ritzen fühlen sich Walderdbeere, Zimbelkraut, Frauenmantel, Gundelrebe und Gänsefingerkraut.