von Sigrid Drage
Die große Vielfalt an schmackhaften, stärkenden, heilenden Teepflanzen ist fast unüberssehbar und manche davon sind auch gut in der Natur zu ernten, wenn man gelernt hat sie sicher zu identifizieren. In einem Teekräuterbeet können die persönlichen Lieblinge aber ganz in der Nähe gedeihen und viele dazukommen, die ursprünglich aus wärmeren Gefilden stammen – denn es geht nichts über Tee aus frisch geernteten Kräutern, – und sie auf Vorrat für den Winter zu ernten und zu trocknen macht besonders viel Freude.
Viele Teekräuter sind ihren wilden Vorfahren noch sehr ähnlich, – wild, aromatisch, eigenwillig und sind deshalb – vorausgesetzt die Klimabedingungen in unseren Gärten sind denen ihrer bevorzugten Standorte nicht zu unähnlich – robust und selbstständig. Genau deshalb eignen sie sich auch besonders gut zum Einstieg ins Selbstversorgungs-Gärtnern. Passt der Standort, brauchen Kräuter sehr wenig Pflegeaufwand und überstehen tapfer auch so manche extreme Witterungs-Erscheinung. Neben der passenden Standortwahl ist ein möglichst naturnaher Anbau wichtig fürs gute Gedeihen: Mischkultur-Pflanzungen in den Boden- und Wasserverhältnissen, die ihren Bedürfnisse angepasst sind, sind dafür ausschlaggebend.
Was brauchen Teekräuter?
Praktischerweise sind die meisten Teekräuter mehrjährig, winterhart und sehr unkompliziert anzubauen. Sie benötigen viel Sonne um ihre typischen Inhaltsstoffe und Aromen zu entwickeln, und haben keine besonderen Ansprüche an den Boden. Normale, eher magere Gartenerde ist ideal – hier wird so gut wie alles gut gedeihen.
Teekräuter brauchen keine intensive Betreuung. Je nachdem, ob man frisch für den Tee ernten möchte oder größere Mengen als Vorrat trocknet, kann das Beet näher oder auch weiter weg vom Haus angelegt werden. Bewässerung sollte nur im Ausnahmefall nötig sein. Als Mulchmaterial eignet sich am besten Heu, Grasschnitt oder auch Stroh und Häckselmaterial. Eine kleine Kompostgabe alle zwei bis drei Jahre kann bei eher nährstoffarmen Böden sinnvoll sein, besser ist es aber, lieber weniger als zu viel zu düngen. Hoher Nährstoffgehalt geht auf Kosten des Geschmacks und macht die Pflanzen manchmal auch krankheitsanfälliger und attraktiver für Mitesser wie Läuse und Rüsselkäfer.
Teekräuter können entweder in einem gut erreichbaren, sonnigen Gartenbeet, aber auch in Mischkultur in einem Hochbeet oder Trog am Balkon angepflanzt werden. Das Beet sollte jedenfalls gut beerntbar sein, gegebenenfalls können Trittsteine verlegt oder das Beet kann Weg begleitend angelegt werden.
Der nötige Mulch für das Teekräuterbeet kommt entweder von der Mulchwiese oder besteht aus zerkleinertem Staudenschnitt oder Holzhäcksel. Für niedrige Pflanzen mit wenig Nährstoffbedarf ist auch ein Mulch aus Steinen ideal, auch Totholz kann gut eingebaut werden.
Welchen Tee hättest du gern?
Die folgenden 3 Gruppen aus Pflanzen unterscheiden sich in ihrer Wüchsigkeit und den Nährstoff- und Wasseransprüchen, sie sind untereinander im Beet nur ganz bedingt mischbar, da kleine Pflanzen von größeren überwachsen werden.
- Hochwüchsige bzw. sich stärker ausbreitende, eher Nährstoff liebende Kräuter:
Minzen, Beifuß, Zitronenmelisse, Königskerze, Stockrose, Indianernessel (Goldmelisse), Pfefferkraut, Muskatellersalbei, Anis-Ysop, Eibisch, Engelwurz, Gewürzfenchel, Teemalve, Süßdolde, Nachtkerze, Brennnessel, Süßdolde, u.a. Sie alle sterben im Winter oberirdisch ab oder überwintern in einer Blattrosette, treiben im Frühjahr aber aus dem Wurzelstock wieder aus. - Mittelhohe Kräuter mit geringem bis mittlerem Nährstoffbedarf:
Currykraut, Johanniskraut, Heiligenkraut, Lavendel, Dost, Ysop, Schafgarbe, Salbei, Katzenminze, Rosmarin, Färberkamille, Borretsch, Zitronen-Eberraute (Colakraut), Weinraute, Andorn, Wermut, Frauenmantel (mag feuchtere Bereiche) - Niedrig wüchsige Kräuter mit geringem Nährstoffbedarf:
Thymian, Quendel, Oregano, Berg-Bohnenkraut, Griechischer Bergtee
Die Jungpflanzen für die Bepflanzung des Teekräuterbeets können entweder selbst aus Samen angezogen bzw. mit Stecklingen vermehrt werden. Für den Anfang ist aber der Tausch oder Kauf von biologisch produzierten Kräutern sicher am einfachsten .
Fertig getrocknete Teemischungen können auch noch durch getrocknete Blüten und Früchte ergänzt werden: z.B.: Ringelblumen- u. Kornblumen-Blüten, Rosenblüten, Hagebutte, Brombeere, Himbeeren, Quitten, Aronia, Johannisbeeren, Apfelschale, u.a.
Nutzung und Pflege
Die Bepflanzung des Beets erfolgt am besten im Frühjahr bis Frühsommer, wenn es warm genug ist, damit die Pflanzen rasch anwachsen können. Der Pflanzabstand sollte so gewählt werden, dass die Pflanzen Platz haben sich auszubreiten. Nach dem Einpflanzen werden die Kräuter sehr gut eingegossen. Im Idealfall ist es das einzige Mal, dass die Pflanzen bewässert werden müssen, denn die Mulchschicht hält die Feuchtigkeit im Boden. Nur in langen Phasen ohne Regen kann es vorkommen, dass die Pflanzen doch bewässert werden sollten.
Der Rückschnitt abgestorbener Pflanzenteile erfolgt im Frühjahr, wenn der neue Austrieb zu wachsen beginnt. Auch Mulchen ist im Frühjahr nach dem Rückschnitt am einfachsten, wenn noch genug Platz im Beet ist. Bei Bedarf kann es vor allem im ersten Jahr auch zwischendurch nötig werden nachzumulchen.
Durch einen guten Schnitt hin und wieder werden Kräuter zum Wachsen angeregt, verzweigen sich stärker und werden dadurch buschig. Bei Kräutern wird entweder ganz regelmäßig etwas für den täglichen Gebrauch „abgeknabbert“, oder aber ein relativ starker, kompakter Schnitt für die Ernte zum Trocknen durchgeführt. Für die Insekten-Vielfalt und die Saatgutvermehrung ist es wichtig, dass immer mehrere Kräuter einer Art angepflanzt werden, denn dann kann ein Exemplar beerntet werden, während das andere Exemplar blühen darf und erst nach der Samenreife geschnitten wird.
Kräuter sind bei Sonnenschein am aromatischsten, zum Ernten größerer Mengen sollte also unbedingt ein sonniger Tag, am besten der späte Vormittag, gewählt werden. Zum Trocknen werden sie an einem luftigen nicht sonnenexponierten Ort aufgehängt. Bestens geeignet und sehr schnell trocknend ist aber auch ein selbst gebauter Solartrockner.
Biodiversität im Teekräuterbeet
Vielfältige, sonnenexponierte Teekräuterbeete bieten eine große Blütenvielfalt, die besonders wertvoll als Nektar- und Pollenlieferant für Insekten ist. Die Pflanzenstängel sind besonders im Winter auch wichtige Überwinterungsplätze für Insekten und ihre Larven, deshalb werden sie auch erst im Frühjahr geschnitten. Noch interessanter für die Tierwelt werden sie durch die Einbeziehung von Gestaltungselementen wie Trockensteinmauern, Lehmwänden und Totholz.