von Bozica Papes-Mokos und Marlies Ortner

Der Waldkauz
An stillen Abenden am Waldrand hört man sein schaurig-schönes Schu-huh-hu. Der lautlose Jäger herrscht in der Gipfelregion der hohen Bäume und nistet gerne in hochgelegenen Baumhöhlen, alten Elsternnestern oder ersatzweise in großen Eulen-Nistkästen.

Der Waldkauz ist ein nicht ganz bussardgroßer, weise dreinblickender Vogel. Früher galt er, wie alle Eulen, als Unglücks- und Totenvogel. Alle Eulen wurden daher grausam verfolgt. Ernstlich in ihrem Bestand gefährdet waren sie durch dieses fehlgeleitete menschliche Verhalten aber nicht. Erst heute ist es gelungen, die Eulenvögel so zu dezimieren, dass die meisten von ihnen auf die Rote Liste der gefährdeten Tierarten gesetzt werden mussten.

Der Grund dafür ist die Vernichtung ihres Lebensraumes durch die Veränderung der Landschaft: „Kultivierung“ naturnaher Wälder, Eliminierung alter, nicht mehr „gesunder“ Bäume, Forst-Monokulturen, Säuberung der Landschaft von Baumgruppen in der Feldflur und Meliorisierung der Auwälder zu Agrikulturwüsten.

Der Waldkauz geht vorwiegend in der Nacht auf Jagd. Ihm genügt ein Zehntel bis ein Zwanzigstel des Lichts, das wir Menschen brauchen, um noch etwas erkennen zu können. Seine Augen sind unbeweglich, dafür ist sein Hals umso wendiger. Sein feines Gehör ist besonders empfindlich für die hohen Töne seiner Jagdbeute, der Mäuse.
Der lautlose Flug wird durch das seidenweiche Gefieder und die überstehenden Borsten an den Schwungfedern ermöglicht. Mehr als einmal hat mich ein Kauz (oder ich ihn) durch sein lautloses Auftauchen im abendlichen Garten erschreckt.

Das Kauzweibchen legt ab Ende April drei bis fünf weiße runde Eier, die ca. einen Monat lang bebrütet werden. Die kleinen Kauzkinder sind zunächst taube und blinde weiße Flaumkugeln, die von beiden Eltern unermüdlich mit Insekten, Würmern und Mäusen gefüttert werden.
Die Vogelkinder verlassen das Nest, bevor sie fliegen können, und werden von den Eltern, mit denen sie in Rufkontakt stehen, weiter gefüttert. Wer eine junge Eule findet, die scheinbar verlassen auf dem Boden hockt, soll sie also nicht mit nach Hause nehmen, sondern sie, falls notwendig, an eine sichere Stelle in der Umgebung setzen, z.B. auf einen Ast – da Vögel keinen ausgeprägten Geruchssinn haben, hat die Berührung keine negativen Folgen.

Während der Waldkauz hohe Bäume in Wäldern oder Parks bewohnt, nistet die Schleiereule auf Dachböden. Kirchtürmen und Scheunen. Sie ist ein typischer „Kulturfolger“. Wo sie nicht mehr folgen kann, ist es mit der Kultur nicht mehr weit her!

Wald in Gefahr
Wir spüren es schon lange: Unser Wald ist in Gefahr. Er ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die kerzengeraden Fichten schwanken – und fallen, durch Käfer, Luftverschmutzung, Trockenheit und Sturm.
Steppe in Österreich?
Um dem armen Wald zu helfen, kaufen wir statt richtiger Weihnachtsbäume solche aus Plastik – mit „echtem“ Kiefernduft zum Aufsprühen, aus der Dose garantiert ohne Treibgas.

Naturnaher Wald versus Fichtenstangenacker
Der Wald ist die natürliche Vegetation Mitteleuropas. Urwälder haben fast ganz Österreich bedeckt, bevor der Mensch sesshaft geworden ist und Siedlungs-, Acker- und Weideland rodete.
Die heutigen Waldreste sind keine Urwälder, sondern Wirtschaftswälder und oft schon lange nicht mehr naturnah. Oft bestehen sie aus Fichten-Monokulturen und entsprechen dem „Altersklassenwald“. Die biotischen und abiotischen Schäden sind dementsprechend bekanntlich groß.

Der Weg zum naturnahen Wald ist lang und nicht immer leicht zu gehen. Der naturnahe Wald braucht Unterstützung durch die gesamte Gesellschaft.

Der naturnahe Wald: Eine spezielle Gesellschaft
Jeder naturnahe bewirtschaftete Wald stellt eine ganz bestimmte Gesellschaft von charakteristischen Lebewesen dar, deren Existenz voneinander abhängt.

In jedem Waldtyp gibt es ganz bestimmte dominierende und begleitende Baumarten, Sträucher, Kletterpflanzen, Waldblumen, Moose, Flechten, Farne und Pilze – ja sogar typische Kleinlebewesen wie Bodenbakterien – und natürlich die charakteristischen Groß- und Kleinsäugetiere, Sing- und Raubvögel, Kriechtiere und Lurche …

Manche Pflanzen und Tiere haben die Fähigkeit, in verschiedenartigen Waldgesellschaften zu leben, andere aber sind „Spezialisten“ und auf ganz bestimmte, eng begrenzte Lebensbedingungen angewiesen.

Wenn sich diese Bedingungen ändern – z.B. durch eine veränderte Waldwirtschaft – kommen diese Spezialisten in Schwierigkeiten: Hunderte und vielleicht Tausende von Jahren haben sie und ihre Vorfahren in diesem Naturwald, bei ganz bestimmten Boden-, Klima- und Nachbarschaftsverhältnissen, gelebt und haben ihre Erbeigenschaften ganz an diese Gegebenheiten angepasst.

Waldgesellschaften in Mitteleuropa

  • Weichholzau: Weiden (Lorbeer-, Silber-, Purpurweide und andere), Pappeln,
    Schwarzerle
  • Hartholzau: Schwarzpappel, Schwarzerle, Traubenkirsche, Esche, Flatterulme, Stieleiche, Feldulme, Feldahorn, Hainbuche
  • bis 500 m: Traubeneichen-Hainbuchenwald, Edelkastanie, Spitzahorn, Elsbeerbaum,
    Linde
  • 500-1000 m: Buchenwald, Linde, Esche
  • 1000-1500 m: Buchen-Tannen-Fichtenwald, Bergahorn, Bergulme, Eberesche, Linde
  • 1500-2000 m: Fichte, Lärche, Latsche