von Marlies Ortner
In der Nachdenklichkeit nach Mollisons Tod fiel mir der sehr ansprechende Falter des biodynamischen Weinguts Ploder-Rosenberg in St. Peter am Ottersbach (Südoststeiermark) in die Hände, getitelt mit Manuel Ploders Worten „Mein Land wird zeigen, wer ich bin“.
Diese so genial einfache und wohl allgemeingültige Aussage hat mich wieder einmal angeregt, zu überegen, was Permakultur für mich bedeutet.
Bill Mollison lässt uns im Handbuch der Permakultur-Gestaltung und in der „Introduction to Permaculture“ wissen:
- „Um der Erde selbst Willen habe ich aus meinen Erfahrungen mit natürlichen Systemen ein Konzept entwickelt… eine Lebenshaltung, die mit der Natur anstatt gegen sie arbeitet … Die ethischen Grundsätze der Permakultur: Für die Erde sorgen …, für die Menschen sorgen …, Verbrauch begrenzen und Erträge teilen …“.
- „Lebende Organismen haben, zusätzlich zu ihrem Nutzen und ihrem Wert für Menschen und andere lebende Organismen, einen Wert an sich.“
- „Permakultur ist ein Gestaltungskonzept zum Aufbau landwirtschaftlich produktiver, selbsterhaltender Öko- und kultureller Systeme zum Wohle des Planeten Erde, zum Wohle von Natur und Menschen.“
- „Permakultur ist das bewusste Gestalten und Erhalten landwirtschaftlich produktiver Systeme, die die Vielfalt, Dauerhaftigkeit und Selbstregulierungsfähigkeit natürlicher Ökosysteme aufweisen und die zum Wohl des Lebens in all seinen Erscheinungsformen arbeiten.“
In meiner persönlichen Zusammenschau dieser Sichtweisen und weiterer Formulierungen fasse ich zusammen:
Motiv meines permakulturellen Handelns sind einerseits das Wissen und Erleben, wie weltweit und vor der eigenen Haustür Lebensräume und Lebensformen zurückgedrängt und vernichtet werden, mit all den einschränkenden und bedrohlichen Auswirkungen auf mich, die Menschen in der Nähe und Ferne und auf alle anderen Lebewesen. Mein Motiv ist andererseits aber die Erfahrung, dass das Erleben der Natur beglückend und faszinierend sein kann.
Ziel meines permakulturellen Tätigseins ist daher, das Überleben des Lebens auf dem Planeten Erde zu fördern, ausgehend von dem Stück Land, für das ich Verantwortung habe, und dabei meine Selbstbestimmtheit und Lebensfreude zu vermehren.
Folglich sind aus meiner Sicht die Kernaufgaben der Permakultur-Bewegten – und hoffentlich auch ihre Kernkompetenzen – nach wie vor, „die Landschaften in und rund um die eigenen Siedlungen zu reichhaltigen, nährenden und kultivierten Ökosystemen zu entwickeln und dadurch siedlungsfernere Landschaften ganz der Natur zurückgeben zu können“.
Das setzt neben gutem ökologischem Wissen und gestalterischen Erfahrungen einen zukunftsfähigen (= ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen) Lebensstil voraus. Diesem immer näher zu kommen ist also die eine Seite des permakulturellen Handelns, die mit der zweiten Seite, der unmittelbaren Landschaftsgestaltung, einhergeht: persönlich das Stück(chen) Land, das mir anvertraut ist, lebensfreundlich umzugestalten, zu bewirtschaften und weiterzuentwickeln. Die dritte Seite meiner Tätigkeit ist die mittelbare Landschaftsgestaltung, die sich auf die Landstücke in meiner Umgebung, Region oder irgendwo auf der Welt bezieht, auf denen meine übrige Nahrung, Kleidung, Brennstoffe, Heil- und Pflegemittel, Geräte, Werkzeuge, Papier, Verpackungen, Baustoffe,… gewonnen werden. Das ist die gesellschaftspolitische Seite meines permakulturellen Handelns, wenn man es so nennen will.
Damit uns das Umgestalten von Landschafts(teilen) hier in unseren Wohlstandgesellschaften, aber auch weltweit und dauerhaft gelingt, sollten wir nicht nur möglichst viel über ökologische Zusammenhänge lernen, sondern auch, wie wir andere Menschen zum eigenen Gestalten ermutigen und motivieren können und wie wir in partnerschaftlichem Miteinander Permakultur-Systeme gestalten, erhalten und entwickeln können. Das ist also die vierte Seite meines permakulturellen Handelns.
Gesundheit und Vielfältigkeit der Landschaft sind wichtige Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlergehen der Menschen.
Die Intaktheit der Landschaft, in die unsere Leben eingebettet sind, ist entscheidend dafür, dass wir unseren gewünschten Lebensstil überhaupt erst entfalten können – einen Lebensstil in Bescheidenheit, Wertschätzung und Fülle; und reich an Geschenken, Wahrnehmungen und Begegnungen; und immer weniger auf Kosten anderer.
Die Landschaft in und rund um unsere Siedlungen zu reichhaltigen und nährenden kultivierten Ökosystemen zu entwickeln und dadurch siedlungsfernere Landschaften der Natur ganz zurückgeben zu können – das sind unsere Kernaufgaben in der Permakultur. Hoffentlich können wir sie mit wachsendem Verständnis für ökologische und ökosoziale Zusammenhänge immer besser meistern.